Hans Rudolf Reust
Vaclav Pozarek
Aargauer Kunsthaus, Aarau, 1.4. – 14.5.1995
Durch Anthony Caro, seinen Lehrer an der St. Martin’s School of Art in London, ist Vaclav Pozarek 1971 unmittelbar mit Greenbergs Auffassung von Moderne in der Skulptur konfrontiert worden. Ausgangspunkt wie Gegenstand der Kritik war die selbstreferenzielle, autonome, abstrakt in den Raum konstruierte Komposition von Flächen. Die Ausstellung in Aarau hat Pozareks Werk erstmals in einem Umfang versammelt, der Entwicklungslinien hervortreten läßt und dabei einen eigenständigen Weg der Absetzung von modernen Prämissen aufzeigt, bis hin zu den neusten Werken.
Im unteren Geschoß des Kunsthauses hat Pozarek eine serielle Arbeit aufgebaut, die zunächst an die minimalen Strukturen der siebziger Jahre erinnert. Im Unterschied jedoch zu Carl Andres Platten oder den Würfel-Komplexen Sol Lewitts ist hier das Modul der seriellen Ordnung ein in sich systematisch variierter Körper: selbst schon plastische Form. Die strenge Anordnung von je 4 mal 4 hellen Einheiten in drei quadratischen Blöcken auf schwarzem Boden suggeriert Klarheit und einen Überblick, der sich bei näherer Betrachtung der Binnenstruktur unvermittelt auflöst. Zwar ist der vorderste Block von sechzehn Modulen im Raum homogen ausgerichtet. In den zwei weiteren Einheiten setzt jedoch eine regelmäßige Verschiebung der Anordnungen ein, die eine Vielfalt formaler Bezüge zwischen den Seiten des unregelmäßigen Körpers eröffnet. Eine durchdachte Konstellation konstruktiver Formen wird zur Falle für den identifizierenden Blick; “Eines und Summe”, beides entzieht sich der Lesbarkeit gleichermaßen. Die Zerstreuung des Blicks wird weiter gesteigert durch die nahtlose, leicht transparente Einheit der Grundform aus Fiberglas. Dieser Körper erinnert an ein Ready-made aus…