Reinhard Ermen
Uwe Meier-Weitmar
Neue Arbeiten
Krings-Ernst Galerie, 16.11.1990 – 4.21.1991
Uwe Meier-Weitmar (Jg. 1952) arbeitet mit Papier. Die Formen fügen sich in der Fläche aus verschiedenfarbigen, meist transparanten Papieren. Ihr Träger ist das gespannte Segeltuch. Gelegentlich greift der Künstler auch mit dem Pinsel in den Bildorganismus ein. Häufig sind diese Arbeiten mehrteilig, manchmal auch im Rahmen raumgreifender Installationen. Die hier nur ungenügend zusammengefaßten Merkmale besagen wenig. Auch die von Meier-Weitmar selbst gebrauchte Bezeichnung “Papierschnitt” für seine Tafelbilder scheint im ersten Augenblick in die Irre zu führen; doch das Wort, irritierend durch seine Untertreibung, trifft Materialität und Charakter der Arbeiten letztendlich sehr präzise.
Nach einiger Zeit des Einlassens verbindet der Betrachter mit den “Papierschnitten” unweigerlich Meier-Weitmars eigenartige Bildwelten, denen immer etwas Zartes, ja Fragiles anhaftet, auch wenn sie sich im Monumentalmaß formulieren. Fragmentarisches summiert sich zu Bildgeschichten; manche Teile, z. B. die Hände, die nach irgendetwas greifen, tauchen auf wie Leitmotive, genauso wie die weitgeschwungenen, kurvigen Linien, die die Verbindungen zu den Einzelelementen schaffen könnten und vielleicht so etwas wie den (“roten”) Erzählfaden darstellen. Zusammenhang stiftet auch der Dialog der Einzelelemente. Daß hier mit gegenständlichen Versatzstücken etwas erzählt wird, ist offensichtlich. Wer sich dann freilich auf die Suche nach diesen Bildgeschichten begibt, wird nach einiger Zeit feststellen, daß die Zeichen ihr Geheimnis nur zum Teil preisgeben, auch die Bildtitel (z. B. “Gegenrede”, “Schlingenleger/Intrigenfreund”, “tre fascii”) sind Wegweiser.
Am Ende sind das gar keine Geschichten, und Uwe Meier-Weitmar ist auch kein Erzähler, sondern ein Lyriker. Der Gedanke drängt sich um so mehr auf, wenn man…