Uwe Lausen 1960-1970
Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 11. Juli bis 19. August 1984
“jede avantgarde stellt eine frage an die Menschheit, ‘und die frage uwe lausens lautet: könnt ihr meine worte, meine halbsätze und halbwahrheiten, meine schlagworte, meine Überschriften: könnt ihr sie lesen – versteht ihr sie – sagen sie etwas für euch?
jeder Vorkämpfer ist sich klar über die möglichkeit eines zeitweiligen scheiterns, möglich ist es, daß die zeit noch nicht reif is t für lausens bildzeitung, möglich, daß sätze, die ganz persönlich an jeden zuschauer gerichtet sind, noch nicht verstanden werden, aber sicher ist: die zeit arbeitet für den Vorkämpfer, für den pionier…”
Uwe Lausen
Die Zeit hat für Uwe Lausen gearbeitet. Heute 14 Jahre nach seinem Selbstmord, richtet ihm die Städtische Galerie eine großangelegte Retrospektive aus. Ob er deshalb schon verstanden wird, bleibt offen. Wir nähern uns seinen Bildern und Zeichnungen mit einer von jetzt geprägten Sicht. Wir sehen, was er alles vorweggenommen hat, was heute in der Malerei gemacht wird. Aber gleichzeitig können wir nicht übersehen, daß Lausen sich in der kurzen Zeit seines Schaffens sichtbar an berühmten Künstlerpersönlichkeiten orientiert hat. Als Autodidakt im Malen hat er solche Vorbilder gebraucht. Wie schnell auch sein Stil wechselt, in seiner Thematik, der Umsetzung von Gewalt in Bilder, bleibt er sich treu. Trotzdem ist das, was Axel Hinrich Murken im Katalog schreibt, zu viel des Lobes. Er meint, daß Lausen “die seit der Spätgotik lange verdrängte Thematik der menschlichen Grausamkeit wieder zum Bildsujet erhoben” hat. Hier wird ein Künstler wie…