CORNELIA GOCKEL
Utopie als Baustelle
Utopia Station
Haus der Kunst, 7.10.2004 – 16.1.2005
So viel Interesse seitens der Presse hatte das Haus der Kunst lange nicht mehr erlebt. Schon eine Woche vor der eigentlichen Eröffnung der Ausstellung Utopia Station wartete das Heer der Berichterstatter von den Medien geduldig auf das Eintreffen der Kuratoren. “Auf dem Weg nach Porto Alegre”, dem Veranstaltungsort des jährlichen Treffens des Weltsozialforums, lautet das Motto der interdisziplinären Wanderausstellung, die in Venedig auf der Biennale ihren Anfang nahm. Als “warm-up” hatte sich Yoko Ono angesagt, die mit einer Performance das Eintreffen des Projekts in München begleiten sollte. Pop-Musik dröhnte aus den Lautsprechern und Mitarbeiter verteilten kleine Taschenlampen, Flyer, Aufkleber und Postkarten. Als dann endlich die Stars der Kunstszene eintrafen, gab es ein minutenlanges Blitzlichtgewitter. Yoko Ono war als Botschafterin von Utopia, dem Traum von einer besseren Welt, bestens geeignet. Zusammen mit John Lennon hatte sie im April 1973 Nutopia gegründet, ein Land, das ohne Territorium, ohne Grenzen und ohne Gesetze auskommt. Jeder kann Bürger von Nutopia werden, denn einen Ausweis braucht man nicht. Auch in München bezauberte Yoko Ono das Publikum mit ihrem unerschütterlichen Glauben an das Gute in jedem Menschen. “I love you”, lautete ihre Message, die man mit Hilfe der kleinen Taschenlampe, von der nächtlichen Terrasse des Hauses der Kunst als Blinklicht in die Dunkelheit hinaus senden sollte, um die Welt etwas lebenswerter zu machen.
So harmlos wie die Idee von Yoko Ono waren die Utopien im vergangenen Jahrhundert selten. Politische, soziale und religiöse Fanatiker haben die Welt…