Hans-Jürgen Hafner
Utopia Matters
Deutsche Guggenheim, Berlin, 23.1. – 11.4.2010
Trotz ihres alles Andere als viel versprechenden Titels ist der Deutschen Guggenheim mit „Utopia Matters“ eine ausgesprochen sehenswerte Ausstellung geglückt. Zugleich bestätigt sie damit eine neue und ziemlich interessante Tendenz in einem sonst etwas richtungslosen Programmeinerlei austauschbarer Big Names-Solopräsentationen und nebenwirkungslos verdaulicher Placebo-Themen-Kost vom Schlage „True North.“ Auf den Weg gebracht von der New Yorker Guggenheim-Kuratorin Vivien Green ist „Utopia Matters“ eine kunsthistorische Schau, die sich ihrem periodisch alle paar Jahre wiederkehrenden Thema allerdings aus einer behutsam revisionistischen Sicht nähert. Green wiederholt nicht jenes allzu bewährte Muster, erneut das utopisch-revolutionäre Potenzial, wie es mit den künstlerischen Avantgarden aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts assoziiert wird, zu beschwören. Entsprechend zelebriert Green nicht den mythischen Bruch mit der Vergangenheit, die daraus abgeleitete Progressionslogik der Moderne als ihre konstituierenden Momente. Stattdessen nimmt sie hier eine, was das zugrunde liegende Argument und die technische Zielführung der Schau betrifft, höchst dienliche Perspektive der historischen Kontinuität ein. Entsprechend spannt Green ihr Untersuchungsfeld weit: spannt den Rahmen vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre, zugleich Blütezeit und Zenith der historischen Avantgarden, hinein. Und was außerdem methodisch ziemlich interessant sein könnte – sie lokalisiert das Thema ihrer Untersuchung nicht alleine aus kunsthistorischer Perspektive. Wenn die Ausstellung auf künstlerische Bewegungen fokussiert, die sich sozusagen modellhaft – in Kunst in gleicher Weise wie im Leben – mit der Konkretisierung des Utopischen beschäftigen, wäre damit auch eine sozial- und mentalitätsgeschichtlich interessante Frage im Raum.
Denn es ist augenfällig – die…