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Ausstellungen: Köln · von Jürgen Raap · S. 369 - 369
Ausstellungen: Köln , 2000

Jürgen Raap
Uta Schotten

Porträts
Galerie Thomas Zander, Köln, 17.6. – 6.8.2000

Nur der Anblick des gesamten Gesichts oder markanter Teile wie der Mundpartie erlauben eine Identifizierung der jeweiligen Person. Straftäter, die unerkannt entkommen wollen, verstecken vor allem Mund und Kinn hinter einem Tuch oder Schal; oder sie benutzen eine Strumpfmaske, die zwar durchsichtig ist, aber den gesamten Kopf so straff umhüllt, dass das Gesicht deformiert wirkt. Manche glauben aber auch, allein schon das Verbergen der Augen hinter einer Sonnenbrille erschwere das spätere Wiedererkennen. Alle diese Strategien der Maskerade beruhen auf dem Prinzip, dass das Ganze unkenntlich wird, wenn bereits nur ein signifikanter Teil dem direkten Anblick des Gegenübers entzogen wird.

An dieser Tatsache setzt Uta Schotten mit ihrer Reihe von malerischen Selbstporträts an, die vor dem Spiegel entstanden sind. Sie beschränkt sich auf kleinformatige Ausschnitte der Nasen-Augen-Partie und konterkariert so das kunsthistorische Genre des Porträts mit seiner strikten Koppelung an die Veranschaulichung individueller Identität: Das Porträt bildet bekanntlich immer eine konkrete Person ab, nicht irgendein typisiertes visagistisches Muster wie das kosmetische Modebild.

Doch mit ihrer Wahl einer bestimmten Ausschnitthaftigkeit anonymisiert Uta Schotten das (eigene) Gesicht. Das rezipierbare Ergebnis ist schließlich das Gleiche wie bei einer Maskerade. Damit wird der kunsthistorische Bildnisbegriff in sein genaues Gegenteil verkehrt – und ebenso seine alltagspraktische Verwendung, etwa im kriminalistischen Fahndungsfoto oder beim Passbild.

Trotz quasi-impressionistischer Verschwimmungen in der Formbehandlung und entsprechendem Pinselduktus sind die Gesichtsteile durchaus wirklichkeitsgetreu wieder gegeben, aber entscheidend für den kognitiven Gehalt des Bildes ist letztlich eben doch nicht der Grad an formalem Verismus oder…



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