Uruguay
Mario Sagradini
The law of the funnel
Komissar: Alejandro Denes
Kurator: Gabriel Peluffo Linari
Ort: Giardini
Der wohl unauffälligste Pavillon in den Giardini ist der von Uruguay. Bis 1958 als Depot der Biennale genutzt, wurde das hinter dem Kulturtempel der USA gelegene Gebäude 1960 von Uruguay erworben. Der kleine Raum eignet sich nicht für überwältigende Präsentationen und will präzise bespielt sein. Vor zwei Jahren überzog Marco Maggi die Wände mit minimalistischen Papierschnitten. In diesem Jahr hat Mario Sagradini eine monumentale Holzkonstruktion mitten im Raum positioniert. Ein wahres Kontrastprogramm.
Mario Sagradini ist eine Art „Künstler-Ethnograf“. Er richtet seinen historisierenden und anthropologischen Blick häufig auf Themen und Ikonen der Populärkultur und erkundet Elemente der lokalen, städtischen und ländlichen Tradition. Dabei verwendet er oft gebrauchte Alltagsgegenstände. Ein solcher Gebrauchsgegenstand ist im Land der Viehzucht der „Embudo“. Wörtlich übersetzt bedeutet es Trichter, im Deutschen findet sich der Begriff Korral. Dabei handelt es sich um eine architektonische Vorrichtung, die dazu dient, aus Rinder- oder Schafherden Tiere auszuwählen, die geschlachtet werden sollen. Diese architektonische Vorrichtung ist seit dem 19. Jahrhundert in Uruguay gebräuchlich.
Ein solcher „Embudo“ steht jetzt mitten im nationalen Pavillon. Sagradini hat ihn nach einer historischen Fotografie aus unbehandelten Brettern konstruiert: Den umschlossenen Bereich, in den die Tiere hineingetrieben werden, die Plattform, auf der die Viehzüchter stehen und ihre Auswahl für die Schlachtung treffen, die Guillotine, die ihr Schicksal besiegelt. So klar und minimalistisch diese architektonische Skulptur daherkommt, so brutal ist ihre Funktion.
Die Besucher können den Kunst-Korral betreten. Dabei werden sie, ohne…