Heinz Schütz
Urs Lüthi – Wo der Traum in Liebe endet
Kunstverein, 19.9.1987 – 1.11.1987
Es gibt wenige Künstler, die so offensichtlich und explizit mit ihrer Vergangenheit brechen wie URS LÜTHI. Diesen Eindruck vermittelt die Gesamtinszenierung »Wo der Traum in Liebe endet«, er wird bestätigt durch das im Katalog abgedruckte Interview, wo Lüthi in postmoderner Hochstimmung feststellt: »Und es verstärkt sich in meinen Arbeiten in den letzten Jahren enorm das Gefühl, daß ich mit dem Erscheinungsbild der Moderne abgeschlossen habe, weil es mir überhaupt nichts mehr bringt.« Auch wenn Künstler nicht unter theoretischem Beweiszwang stehen, fällt doch auf, mit welcher Leichtigkeit Lüthi eine Wende vollzieht, wenn er positive Werte fordert, wenn er Schönheit im Klassizismus verkörpert findet und nun endlich den Punkt erreicht sieht, an dem das künstlerische »Alphabet«, das die »ganze Kulturgeschichte der letzten hundert oder tausend Jahre« entwickelt hat, seiner Benutzung harrt.
Hier, wo die Moderne verabschiedet wird, gilt es zumindest zu argumentieren: Lüthi behauptet, den Stilzwang überwunden zu haben – aber tritt noch gerade die Moderne auch unter dem Vorzeichen an, den Stil und damit die Unterscheidung von Form und Inhalt – von Kunst und Leben letztlich – aufzuheben? Ein Strang der Moderne zielt auf unmittelbare Veränderung der Realität, insofern steht Lüthi keineswegs außerhalb der Tradition der Moderne, wenn er nur direkt gestaltend auf die Welt einwirken will. Was ihn jedoch wesentlich von der Moderne unterscheidet – und Lüthi weiß sich durchaus seiner Zeit verhaftet – ist der unter dem Primat des Ästhetischen stehende verfügende Rückgriff. Dieser allerdings erst läßt…