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Titel: Situation Schweiz · von Annelie Pohlen · S. 98 - 107
Titel: Situation Schweiz , 1983

Urs Lüthi

geb. 1947, lebt in Zürich

Was ich an Urs so gerne habe, ist sein liebevoller Umgang mit dem Fürchterlichen, wenn er z.B. zu Besuch ist bei Sachen und Gegenständen, die sich aufrichtig bemühen, etwas zu sein damit wir es schön haben, und bei denen wir uns eigentlich pausenlos entschuldigen müßten, weil wir sie fortlaufend mißbrauchen und mit großen, diffusen Bedeutungen belegen, für die sie viel zu fragil und wohl auch zu billig sind. Ich denke da u.a. an Lampen, die gelegentlich in den Bildern auftauchen, die von der Form her dem Licht noch etwas persönliches mitgeben wollen, bevor sie sagen: Keine Angst, ich bin die Dämmerung, ich werd sicher nicht hell. Es kann aber auch ein Motel-Zimmer oder ein Stück Architektur sein, das tut als wäre nichts und die angenehme Schönheit der korrekten Freundlichkeit verstrahlt, als war’s ein Gemütszustand.

Ich habe auch gern, wenn Urs auf dem Bett sitzt, zu Besuch bei Leuten, die zu Radio-Musik und Muzak große, elegante Gefühle haben, deren Echtheit nicht an der Falschheit der Blumen scheitert. Dort hat’s dann auch Tapeten, die, ihrer herkömmlichen Rolle gemäß, in etwa sagen: Meine Wirkung ist zeitgemäß, denn ich bin gepflegt und modern, insofern gleiche ich meinem jeweiligen Benutzer, oder: Dank der Blume als Motiv erinnere ich an deren stilles Dasein.

Es gibt auch Luxus und Glamour in den Bildern, davon verstehe ich nicht so viel, eher von der damit verwandten Müdigkeit, die einen in Bereiche zieht, wo Sehnsüchte und Wünsche – wie z.B. der, es schön zu haben – rein…

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