Christoph Schenker
Urs Frei
Galerie Walcheturm, 4.5. – 22.6.1990
So malerisch, wie Urs Frei (1958, lebt zur Zeit in Zürich) mit dieser Ausstellung sich zeigt, war er noch nie. – Kann eine Arbeit “Malerei” thematisieren, ohne zugleich Malerei zu sein? Sie muß es, um nicht tautologische Aussagen zu produzieren. Malerei kann sich selbst nicht abbilden. Und: Auf was hin wird sie thematisiert?
Vier Typen von Arbeiten machen dies Nest von Malerei aus: die teilweise an Kissen erinnernden Wandobjekte, die Bodenarbeiten, die A4-formatigen Leinenstücke und der eine freistehende Stab.
Urs Frei bedient sich in der Regel eines äußerst reduzierten Vokabulars, dessen Elemente er mittels einer einfachen Syntax in Zusammenhang stellt. Die Syntax ist eingebunden in den grundlegenden Gestus, der ein jedes Kunstwerk bestimmt.
Sack, Schnur und Farbe bilden das Vokabular der Wandobjekte. Die Syntax läßt zwei Satzarten entstehen: die lineare Reihung und die kreisförmige Anordnung der Farbflächen. Im ersten Fall handelt es sich um längliche ausgestopfte Säcke, die in mehr oder weniger gleichen Abständen mit Schnüren abgebunden sind. Die parallel verlaufenden plastischen Linien definieren die konvexen Flächen und trennen die Farben dieser skulpturalen Malerei: Gleichsam als Ausschnitt wirkend, ist sie ins Unendliche expandierend denkbar. Im anderen Fall ist das Sackgefüge konzentrisch angelegt: Die Linien schneiden sich mehr oder weniger in der Mitte, sie schaffen ein Bildzentrum. Wie anders lassen sich Linien ziehen, wenn Entscheidungen, die die Komposition betreffen, nicht interessieren?
Nicht das Prozeßhafte der Schnürung ist wichtig, sondern die Lineatur der Schnur. Es geht weder um das Einpacken noch um die eingepackte Füllung, sondern schlicht darum, Volumen…