DORA IMHOF
Urs Fischer – Kir Royal
Kunsthaus Zürich, 9.7. – 26.9.2004
Urs Fischer hat im Bührle-Saal des Zürcher Kunsthauses ganze Arbeit geleistet. Im großen alterwürdigen Saal, in dem sonst die Lebenswerke kanonisierter Künstler, selten auch Künstlerinnen, gezeigt werden, hat der 1973 geborene Schweizer drei weiße hölzerne Trennwände eingezogen und sogleich wieder riesige runde Öffnungen in sie gesägt, als wären sie nur aus Karton. Die Wände teilen den 1300 Quadratmeter großen Saal in vier Kompartimente und die Öffnungen dienen zugleich als Durchgang von Raum zu Raum. Die unregelmäßigen Ränder der Löcher und der liegengelasse Abfall im Hohlraum der Wände verleihen der Präsentation zudem ein willkommenes ein wenig trashiges Flair: eine luftige Kunsthöhle. Dass die Last der Materialität auch bei Fischer noch zu erahnen ist und auch ihm nicht alles so leicht von der Hand geht, wie es den Anschein macht, zeigt der Handwerker, der am ersten Ausstellungstag noch am ersten Wanddurchbruch nachbessert – unter dem scheinbar missbilligenden Blick der lebensgroßen nackten Dame aus Wachs, die daneben auf einem Sockel sitzt und ihren Kopf leicht in Richtung des Arbeiters geneigt hat.
Urs Fischer, der die Fotoklasse in Zürich absolviert hatte und jetzt in Berlin und Los Angeles lebt, hat in den letzten paar Jahren scheinbar mühelos eine steile, gut platzierte und gut gehaltene Karriereleiter bis weit nach oben erklommen. Eine Sprosse war im Frühling diesen Jahres eine Ausstellung im neuen, der zeitgenössischen Kunst gewidmet Espace 315 des Centre Pompidou in Paris, die allerdings, etwas gar nonchalant geraten, nicht nur auf ungeteilte Begeisterung stieß. Nun…