Joachim Sartorius
Urinoir, Jar, Hasard
Zu den Wechselerhellungen von Poesie und Kunst in den USA:
Am Beispiel von Wallace Stevens, W.c. Williams und John Ashbery
I.
Hekuba: Nie war ich im Innern der Schiffe, Ich weiß von ihnen durch Bilder,
die ich sah, und Worte, die ich hörte.
Euripides, Die Troerinnen
Von zwei wichtigen Teilaspekten, unter denen immer wieder die Rolle von Sprache in der Kunst des 20. Jahrhunderts diskutiert wird, nämlich von der Bildwerdung von Texten und der zunehmenden Textualisierung von Bildern, wird im folgenden nicht die Rede sein. Eher von Nachbarschaften, von Fremden, die Freunde sind, Poesie und Malerei, von Poesie als einer der Gärstoffe der bildenden Kunst, von Kunst als Anregerin und Erregerin der Poeten. So war grundlegend für erste Impulse, die zur modernen Poesie in den USA führten, die Armory Show von 1913, die Erfindungen Duchamps, die Errungenschaften von Kubismus und Dada. Umgekehrt haben Dichter wie T.S. Eliot und Ezra Pound Malern wie beispielsweise R.B. Kitaj (der Pound als “meinen Lieblingsantisemiten” bezeichnete) oder Francis Bacon mit ‘Waste Land’ und ‘Cantos’ eine genau definierte, quälende und ätzende ‘Atmosphäre’ geliefert, die in die Bildwerdung zu einem Grade einfloß, daß John Ashbery einmal vom Werk Kitajs als “transliterarischer Kunst” sprach. Am Black Mountain College wurden die Querverbindungen von Kunst und Text, Bild und Sprache bewußt gefördert. Dichter wie Kenneth Patchen oder E.E. Cummings, Maler wie Stuart Davis oder Charles Sheeler bewegten sich bewußt zwischen beiden Bereichen.
Am Anfang dieser Entwicklung bis hin zur heutigen Unübersichtlichkeit der Überkreuzbewegungen von Text und Bildern in den von Künstlern…