Urbane Praxis
gemeinsam Stadt gestalten
von Anh-Linh Ngo
Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive lässt sich in den heterogenen Kontexten heutiger Städte gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht allein durch normative Setzungen herstellen. Entscheidend sind vor allem gemeinsame Praxen. Planen heißt nicht mehr, Masterpläne zu entwerfen, die idealiter alle Aspekte des städtischen Lebens im Vorfeld festlegen. Planen heißt vielmehr flexible, netzwerkartige Strategien zu entwickeln, die in der Lage sind, gesellschaftliche Transformationen aus sich heraus zu gestalten und zu begleiten. Die Urbane Praxis verkörpert in diesem Sinne beispielhaft das, was die Sozialwissenschaftlerin Tanja Bogusz für die forschende Zusammenarbeit als „heterogene Kooperationen“ bezeichnet.1
Ein anschauliches Beispiel hierfür ist das Projekt Ecological Futures, das ARCH+ gemeinsam mit dem Goethe-Institut 2023 ins Leben gerufen hat.2 In der Pilotphase luden wir PlanBude (Margit Czenki, Christoph Schäfer, Renée Tribble, Lisa Marie Zander), raumlaborberlin (Frauke Gerstenberg, Jan Liesegang, Axel Timm mit María García Pérez) sowie Jörg Leeser vom Kölner Büro BeL und seine Studierenden des Social Impact Studio an der HSD Peter Behrens School of Arts ein, die Urbane Praxis des Museo dell’Altro e dell’Altrove di Metropoliz (MAAM) zu analysieren und eine Zukunftsvision namens Un’altra Casa – Ein anderes Haus zu entwickeln.
Das MAAM ist eine zum Abriss freigegebene Fleischwarenfabrik im Osten Roms, die seit 2009 besetzt ist. Sie bietet etwa 200 Menschen aus Italien, Marokko, Peru, Eritrea, dem Sudan, der Ukraine und mehreren Roma-Familien ein Zuhause. Die Bewohner*innen haben im Selbstbau Notunterkünfte in die ehemalige Fabrik eingebaut, Infrastrukturen ergänzt und öffentliche Räume wie eine Kantine und einen Fußballplatz geschaffen.
Um das Gebäude vor dem Abriss und die Menschen…