JUTTA ZAREMBA
Urbane Mo(nu)mente:
Rom, New York und Tokyo
als Medienkunstwerke
Drei Stationen der Medienkunst – die Videoskulptur, die interaktive Computerinstallation und die interaktive Netzkunst – treffen auf drei Modelle von Metropolen und lassen unterschiedliche räumliche und zeitliche Manifestationen entstehen.
ROM: Ewiger Käfig
Fabrizio Plessi schuf 1987 mit ROMA sein aufsehenerregendstes Medienkunstwerk. Für die documenta 8 konzipiert, füllt eine opulente Videoskulptur die eigens in Tizianrot getauchte Orangerie des Fridericianums in Kassel: 26 Videomonitore liegen mit der Mattscheibe nach oben in einem Halbkreis, der von hochkant aufgeschichteten Travertinplatten verstärkt wird. Die Monitore zeigen rasch fließendes Wasser, dessen Tosen den Raum erfüllt. Ein höher gelegenes Fließband transportiert in unregelmäßigen Abständen einen Stein direkt auf die Mitte des Monitor-Flusses zu, und das Videobild greift den jeweiligen Sturz des Steines ins Wasser im perfekten Timing auf. Mit ROMA versinnbildlicht Plessi – eigenen Angaben zufolge ein “barocker Elektroniker”1 – den Petersplatz in Rom, jenes monumentale Bauwerk des Barock, an dem seit 1452 dreißig Päpste zum Ruhme Gottes und ihrer selbst zwei Jahrhunderte lang gebaut hatten. Der Petersplatz seinerseits ist ein Rückbezug zur römischen Antike, als Imperatoren heilige Feste und theatralische Aufführungen auf den großen Plätzen stattfinden ließen. Der Petersdom besitzt ein leicht erhöhtes Portal zum Blick über den riesigen Petersplatz mit seinem zentralen Obelisken, dem Zeichen für Ruhm und Erleuchtung. Bernini umsäumte den Platz mit einer viersäuligen Kolonade, von der aus eine Straße zum nahegelegenen Tiber führte. In ROMA repräsentiert das erhöhte Förderband die Achse Portal-Obelisk, und der rauschende Monitor-Halbkreis symbolisiert die Kolonaden und den Tiber. Die pompöse Theater-Maschinerie…