Martin Seidel
Urban Lights Ruhr
Öffentlicher Raum, Hamm, 25.9. – 11.10.2014
Die Fußgängerzone Hamm ist nach Ladenschluss, wie Fußgängerzonen von kleineren Großstädten und größeren Kleinstädten zu sein pflegen: mehr oder weniger tot. Erleuchtete Schaufenster säumen dunkle Gassen und dunkle Plätze. Willkommen ist jede Unterbrechung: zwei Theaterleuchten zum Beispiel, die aus dem Dunkel der Nacht einen schrägen Kegel ausschneiden und ein weiß gleißendes Oval aufs städtische Pflaster werfen. Ein ehrliches, nacktes Beleuchtungslicht, einfach da und sich selbst ziemlich egal, baut eine Bühne, animiert den Passanten zu einem publikumsarmen Auftritt. „Limelight“ (‚Rampenlicht‘), wie das bestechend einfache Arrangement in Erinnerung an Charlie Chaplins spätes Melodram heißt, ist eine von zehn Arbeiten der diesjährigen Urban Lights Ruhr in Hamm.
Hamm ist nicht Berlin, und Urban Lights Ruhr nicht das jährliche Festival of Lights der hippen Hauptstadt. Da ist Licht Lasershow, Spektakel, Mega-Event, Party. Hier in Hamm bei den Urban Lights Ruhr, erstmals im vergangenen Jahr in Bergkamen präsentiert, spielt alles unter anderen, künstlerischen Vorzeichen: Hamm im östlichen Ruhrgebiet ist seit über zehn Jahren mit dem Projekt „Hellweg – ein Lichtweg“ verbandelt und seit Jahren einem eigenen lichtkünstlerischen Brückenprojekt verschrieben. Auch Unna, keine dreißig Kilometer entfernt und ebenfalls Teil des Hellweges, gibt sich mit der anspruchsvollen Sammlung des Zentrums für internationale Lichtkunst alles andere als leutselig.
„Limelight“ stammt von Sans facon. Das englisch–französische Architekten-Künstler-Duo, ein von fünf Akteuren der diesjährigen Urban Lights, ist mit drei Lichtarbeiten vertreten. In „Pantone Perfect“ bedeutet Lichtkunst nicht mehr Kunstlicht, sondern Naturlicht. Stündlich erfasst eine Apparatur die Färbung des Himmels und wirft entsprechende Pigmentkapseln…