Hans Ulrich Reck
Unüberwindlicher Materialismus oder Ironie des Luxurierens?
Reflexionen über die Zukunft des Designs
Design ist jene Domäne einer listig behaupteten Unschuld, in der hinter dem Spaß an Dingen immer mehr konzeptuelle Fragen an den Bestand und die Veränderung der Kultur und unserer Lebensformen gestellt, aber nicht wirklich debattiert werden. Ausgangspunkt ist die Vermutung, für Design sei wichtig, was nicht den internen Richtlinien der Art folgt, wie über Design diskutiert werden müsse. Mein Interesse geht über die Produkte von Design hinaus – ich hoffe, nicht auf deren Kosten. Es ist philosophischer, soziologischer, ästhetischer, stiltheoretischer, vor allem aber zivilisationstheoretischer Natur.
1. Design als Natur oder lesbare Komplexität?
Meine These ist, daß die Entwicklung des Design von der gesamtkulturellen Entwicklung bestimmt wird und damit von einer Zukunft, in der immer mehr immaterielle Qualitäten, Sprache, Kommunikation und die Bedeutung im Kopf der Menschen, aber nicht die Materialität der Dinge, eine herausragende Rolle spielen. Allerdings kann es keineswegs darum gehen, eine Zukunft der totalen Kommunikation anzuzielen. Kommunikation macht nur Sinn, wenn es Nicht-Kommunikation gibt. Das Rauschen ist die Bedingung der Übermittlung von entzifferbaren Sinngrößen, Nicht-Kommunizierbares Bedingung für Kommunikation. Dennoch bedeutet die Wendung zur Kommunikation für Designer im überlieferten, klassischen, auch heute noch geltenden Sinn eine Irritation des Berufsbildes. Technisch gesehen ist Design die Umsetzung von Ideen in Objekte, die praktische Übersetzung von Konzepten in Szenarien und Dinge, welche am Erwartungshorizont und Vorverständnis der Nutzer orientiert sind. Der Funktionalismuszwang ist bis heute für alles Design unaufhebbar. Das gilt auch für ein Design, dessen Funktion in der unstofflichen Simulation,…
