Unter derselben Kuppel
Die figurative und gestische Malerei der jungen Deutschen
Einleitung
“So war es schon immer: Während eine neue Generation nach ihrer Identität sucht, schafft sie sich bereits ihre Tradition…” schreibt Zdenek Felix, Verantwortlicher der in Bologna gezeigten Ausstellung “Die junge Malerei in Deutschland Anfang der achtziger Jahre”.
Es mag paradox erscheinen, die Momente des Suchens und der Traditionsbildung hinsichtlich der Aktivität eines jungen Künstlers in einem Atemzug zu nennen, aber das ist es nicht. Bedeutet doch Abstand nehmen von einem Modell (oder einer Mode) immer auch, ein anderes (oder eine andere) einzuführen. Es gehört zum Wissen über das Kunstwerk, daß das “Zuerst” und das “Danach” einander in kreisförmiger Bewegung ablösen – wie Erinnerung und Prophetie, wie Frage und Antwort. So wie schon im Begriff “jung” das Danach und die Vorgeschichte mitschwingen.
Diese Prämisse erscheint mir notwendig, wenn ich über eine Generation junger Künstler (zwischen 1944 und 1956 geboren) spreche, die – auf der Suche nach ihrem eigenen Ursprung – einen “roten Faden” verfolgt, der sie auf vorwärts- und rückwärtsgerichtete Wege führt, zuweilen auch den Ozean überqueren läßt, sie aber dann doch immer wieder nach Hause zurückleitet, ohne daß sie dabei ihre eigentliche Identität verleugnet. Das Wesen eines Künstlers oder einer ganzen Generation läßt sich gewiß aus den eine Region oder Nation charakterisierenden Merkmalen ableiten, doch weist es auch darüber hinaus, denn die Grenzen der Kunst sind weiter gesteckt als die der geschichtlichen Zeit oder eines Staates.
Ich möchte auf diesen Seiten mit italienischem Auge das deutsche Phänomen der sogenannten “neo-expressionistischen” oder “wilden” Malerei…