Johannes Meinhardt
Unschärferelation
»Fotografie als Dimension der Malerei«
Kunstverein Freiburg im Marienbad, 26.11.1999 – 9.1.2000
Kunstmuseum Heidenheim, 26.3. – 30.4.2000
Stadtgalerie Saarbrücken, 22.6. – 13.8.20
Wenn ‘Fotografie als Dimension der Malerei’ angesprochen und gesetzt wird, führt diese Formulierung eine Reihe von impliziten Thesen mit sich, die mindestens zu erwähnen sinnvoll ist. Die erste These, die vor allem pragmatischen Charakters ist, postuliert zwei Unterscheidungskriterien zwischen Photographie und Malerei: zum einen die aktuelle Tätigkeit der Hand gegenüber dem Abbildungsapparat, und zum anderen, davon direkt abhängig, die Subjektivität, Irrealität oder Fiktionalität des Gemäldes gegenüber dem objektiven, dokumentarischen und indexikalischen Charakter der Photographie: das Gemälde wird durch das (erinnernde, spirituelle oder zitierende) Imaginäre seines Autors bestimmt, während die Photographie einen irreduziblen Wahrnehmungsglauben für sich hat, da sie anscheinend eine Selbstabbildung der materiellen Wirklichkeit – vermittelt durch das Licht – ermöglicht. Photographie kann demzufolge eine Dimension der Malerei nur werden, wenn diese traditionellen Bestimmungen zerfallen. Nachdem nun immer wieder die Ausweitung der Malerei seit den sechziger Jahren auf eine Vielzahl von anderen Gattungen, besonders die Bildmedien, beschrieben worden ist, wobei der Ausweitung in den Raum und in die Photographie besondere Bedeutung zukam, dreht diese Ausstellung nun die Blickrichtung um: nicht die Malerei bemächtigt sich, seit den sechziger Jahren, seit dem Zusammenbruch der idealistischen Moderne mit ihrem spirituellen Begriff von pikturaler (ästhetischen) Wirklichkeit, der Photographie, die sich immer schon als antiidealistisch, wirklichkeitsbezogen und -abhängig verstanden hat (und die in diesem Sinne die Moderne von Anfang an als eine innere Postmoderne oder eher als drohende Grenze begleitet hat), sondern die…