“Uns ist das Risiko egal”
DIE BIENNALE VON HAVANNA
SUSANNE BOECKER IM GESPRÄCH MIT NELSON HERRERA ISLA, DIREKTOR DES CENTRO DE ARTE CONTEMPOR´NEO WIFREDO LAM
Wir integrieren alle Elemente der visuellen Umgebung
Vor Ort in Havanna haben wir dann ein Team von Kuratoren zusammengestellt. Jeder der sechs- bis achtköpfigen Truppe wurde mit einem bestimmten geographischen Gebiet betraut, und gemeinsam haben wir versucht, diese große Aufgabe anzugehen. Seit 1991 arbeiten wir mit denselben Leuten zusammen, die alle zu Experten auf ihrem Gebiet geworden sind. Und Havanna ist mit den Jahren wirklich zu einem Ort innerhalb des universalen Kunst-Panoramas geworden. Wir haben uns nicht darauf beschränkt, hier die Kunst einfach nur zu zeigen, sondern haben jede Biennale als Symposion organisiert, um die Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst auch auf theoretischer Ebene zu reflektieren. Von Anfang an haben wir uns nicht auf die Bildende Kunst beschränkt, sondern alle Elemente der visuellen Umgebung integriert: Architektur, Grafik-Design, Kunsthandwerk usw.
Was ist denn Ihre Perspektive? Wollen Sie ausländische Kunst nach Kuba bringen, um sie dem kubanischen Volk zu zeigen oder wollen Sie Kunst aus der “Dritten Welt” versammeln, um sie der “Weltöffentlichkeit” zu präsentieren?
Havanna soll vor allem ein Ort sein, an dem sich Leute aus aller Welt treffen und kennen lernen und sich austauschen können. Denn aller Technik zum Trotz leben wir letztendlich doch in einer sehr isolierten Welt. Daran ändern auch alle diese ausgefeilten Kommunikationsmittel und -wege nichts. Im Gegenteil. Man wird nicht mehr miteinander konfrontiert, es gibt keine direkten Gespräche mehr. Die Biennale soll so einen Ort des Austausches…