INKE ARNS
»Unformatierter ASCII-Text sieht ziemlich gut aus«
Die Geburt der Netzkunst aus dem Geiste des Unfalls
“Die erste Seite ist zum Beispiel unformatierter ASCII-Code. Wir haben durch Zufall herausgefunden, daß das recht gut aussieht. Aber wir bekommen immer noch Beschwerden deswegen.”
Dirk Paesmans von Jodi, in: Tilman Baumgärtel, [net.art], Nürnberg 1999, S. 111
“In Netscape 2.0 you could have this background that would change all the time, background 1, 2, 3 etc. You could make great movies with that. You could let it run ten times in a row. They took it out in Netscape 3.0.”
Dirk Paesmans von Jodi, Interview von Josephine Bosma, zkp4 1997
Die Bezeichnung “Dada” fand sich 1916 durch blindes Aufschlagen eines deutsch-französischen Wörterbuches, als Ball und Huelsenbeck einen Künstlernamen für Madame LeRoy, Sängerin im Cabaret Voltaire, suchten. Dada war ein französisches Wort für Steckenpferd. So zumindest lautet die Huelsenbeck’sche Version des Gründungsmythos von Dada. Gleich einem digitalen Wiedergänger war die Entstehung von Netzkunst annähernd 80 Jahre später mit einem ähnlich erleuchtenden Ereignis verbunden. So will es zumindest der Mythos, oder eine Version des Mythos. Während der hitzigen Diskussionen über den Begriff “Netzkunst” Anfang 1997 schickte der Moskauer Medienkünstler Alexej Shulgin seine Version der Entstehungsgeschichte des Begriffs ‘net.art’ über die Nettime Mailingliste1. Es handelte sich, so Shulgin, bei dem Begriff ‘net.art’ eigentlich um ein Zufallsprodukt, ein ready made, dem man “keinesfalls größere Bedeutung zumessen” sollte. Laut Shulgin erhielt Vuk Cosic, Netzkünstler aus Ljubljana, im Dezember 1995 eine e-mail, die über einen anonymen Remailer2 geschickt worden war. Aufgrund von Kompatibilitätsproblemen…