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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 355 - 358
Ausstellungen: Berlin , 1999

Hermann Pfütze
»Unfinished Business«

Marina Abramovic and students
Haus am Lützowplatz, Berlin, 18.5. – 4.7.1999

In this century there is so much art pollution”. Ähnlich wie Luft und Wasser ist für Marina Abramovic auch die Kunst mit Kunstmüll bis zum Umkippen belastet und verseucht durch Künstler, die – wie Angestellte ins Büro – jeden Tag ins Atelier laufen und rastlos immer die gleiche Sorte Kunst anhäufen. In einer dekadenten, zerrissenen Gesellschaft werde Kunst jedoch benötigt zur Wiederherstellung verlorener Beziehungen zu sich selbst, zu anderen, zur Natur und zur Welt. Kunst sei rituelle Energie der Erneuerung dieser Beziehungen und in diesem Sinn eine unzerstörbare Kraft auch unter zerstörerischen Bedingungen. Geboten sei deshalb die Entkunstung des Kunstbetriebs mit den Mitteln der Kunst: nicht immer mehr produzieren, sondern mehr unterlassen als hinzutun; “we have to make more and more of less and less”.

Das ist Marina Abramovics Programm, das sie nicht nur selbst seit Jahren buchstäblich verkörpert, so exaltiert wie konsequent, sondern auch in Workshops und Seminaren lehrt. Für sie sind Kunst und Leben kein Gegensatz, sondern Verbündete im Widerstand gegen Kunstkonsum und Lebensverwertung. Das klingt ähnlich wie Neil Postmans Kritik am Fernsehen, das uns von unserer eigenen Realität entferne und als Lebensersatz sich aufherrsche, und ist auch, freilich mehr Affekt als Argument, ökologische Wiederkehr der Kritik der Warenästhetik und Kulturindustrie. Die Frage ist also, ob Marina Abramovics Programm sich in pauschaler, negativer Kulturkritik erschöpft oder ob es ihr und den Studierenden gelingt, die Kritik am Kunstbetrieb zu vermitteln und Erfahrungen des Widerstands nachvollziehbar zu machen.

Abramovic…



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