Unendliche Übergangsobjekte
Tanja Klemm im Gespräch mit Riccardo Bargellini
(Atelier Blu Cammello, Livorno)
Riccardo Bargellini ist seit 1999 künstlerischer Leiter des „Atelier Blu Cammello“ im psychiatrischen Centro Residenziale Franco Basaglia, Livorno, wo er mit den dortigen Patienten arbeitet. Einige von ihnen, wie der Outsider-Künstler Franco Bellucci (Livorno, 1945), dessen skulpturale Assemblagen international zunehmend Anerkennung finden, verbrachten einen Großteil ihrer Lebenszeit in geschlossenen Psychiatrien, die in Italien nach der Umsetzung des „Gesetzes Basaglia“ (oder „Gesetz 180“) im Jahr 1998 abgeschafft und durch offene kommunale Zentren wie dasjenige in Livorno ersetzt wurden. Die von Riccardo Bargellini initiierten künstlerischen Aktivitäten mit den Patienten ebenso wie seine nationalen und internationalen Kunstprojekte haben das Centro in den letzten Jahren nicht nur innerhalb des kulturellen Lebens der Stadt Livorno etabliert, sondern auch zu einem festen Bestandteil innerhalb der Outsider-Szene werden lassen.1 Zu Bargellinis Kunstprojekten zählt u.a. der Aufbau des Kunstparks „PAC180“, der direkt an das Centro grenzt und wo jedes Jahr in den ersten Julitagen das mehrtägige Kunstfest „Serate Illuminate“ stattfindet. Seit 2000 richtet er zudem den Kunstpreis „Premio Ciampi ‚L’Altrarte‘“ aus, und seit 2010 ist er gemeinsam mit Paolo Maccari und Valerio Nardoni Herausgeber der „Valigie Rosse“, einer Publikationsreihe, die sich vornehmlich aktueller Lyrik widmet und diese mit graphischen Arbeiten kombiniert.
Riccardo Bargellinis künstlerische Arbeit selbst zeichnet sich durch eine große Bandbreite an Medien und Techniken aus, die Graphik, Malerei, Fotografie und Skulptur ebenso einschließend wie Installationen, Performances, Theater, Musik und Lyrik. Die Praxis der Assemblage, die künstlerische Transformation vorgefundener, alltäglicher Objekte, Situationen und Materialien ist eines…