MARTIN GOSTNER:
Und es kommt ein Hund, schleppt dich fort, schmeißt dich weg
Ein Gespräch von Frank Frangenberg
Martin Gostner macht es der Kunstwelt nicht leicht. In dieser Welt, die aus Zeit- wie Kostengründen sich gerne Abkürzungen leistet und in der daher der für das Oeuvre eines Künstlers symptomatische Stil der einzelnen Arbeit die intensive Betrachtung jeder einzelnen Arbeit ersetzen soll, kann kaum ein Werk reussieren, das die Vermeidung von Stil hin zur Stillosigkeit zu einer originären und damit qualitativen Größe macht. Martin Gostner nimmt eine seitliche Beobachterstellung zur Kunst ein, betrachtet ihre Funktionsweise, betont in seinen eigenen Arbeiten oft deren Konstruktcharakter.
Und wenn sein Interesse der Geschichte gilt, dann fällt sein Blick zuerst auf das Phänomen der Erinnerung und ihre seltsam verfälschende “weiche” Weise der Erzählung von Geschichte. In seiner Installation “Erinnerung weich” im Kölnischen Kunstverein zeigte Martin Gostner, daß – was immer man auch darüber denkt – die Geschichte etwas ist, was einem nicht gehört. Wenn man sich an den Gedanken gewöhnen möchte, daß dies die wesentliche Definition von Schönheit ist, verbinden sich so Aspekte von Geschichte und Kunst.
Die Bedeutung von Geschichte liegt für Martin Gostner im Wesen der Strukturen, nicht im Stil des Dekors. Lampen in der Dunkelheit, Korallen in der Wüste, das wäre egal.
Und dann schwimmt in der Ausstellung auch noch ein Tierchen, ein Octopus. Natürlich fällt einem Thomas Pynchons “Enden der Parabel” ein, und die seltsame Rolle, die dort eine Riesenkrake spielt. Der Octopus ist das Weiche, das Über-Weiche, bisexuell, anpassungsfähig, ausgesucht, da er noch besser als ein…