EDGAR SCHMITZ
…und dann immer weiter
Tonight
Studio Voltaire, London, 16.4. – 30.5.04
Heute abend (Tonight) fing mit einer Reihe von Einladungen an. Kurator Paul o’Neill bat Künstler, zur Ausstellung je eine Arbeit beizutragen, die mit einem Abend ihrer Wahl zu tun hätte. Sie sollten irgendwie dokumentieren, was sie an diesem Abend getan hätten, ob Kunst oder anderes; wie lange das dauerte und was dabei dann letztlich herauskäme, blieb der Einladung zufolge offen.
Was am Tag nach diesem vielfachen tonight übrigbleibt, ist natürlich erst mal als Rest des Gewesenen spannend, und genau das reizt die Ankündigung der Show aus, wenn sie neben der Liste der fünfzig teilnehmenden Künstler auch deren jeweilige Statements dazu abdruckt, wie sie denn den besagten Abend verbracht hätten. Dass Harold Offeh sich heute abend in Coco Brown verwandelt habe und Georgina Batty von einem Gummiband überfallen worden sei, erzeugt Neugierde und Spannung und scheint erst mal Einblick zu versprechen.
Aber als Verweis geht diese Nachträglichkeit natürlich fast nie auf. Wenn Markus Vater schreibt, er habe versucht, in den Computer des chinesischen Außenministeriums einzudringen und dort das Wort Revolution immer wieder mit dem Wort Schokolade zu ersetzen, ist das erst mal eine Behauptung sowie eine Reaktion auf die scheinbar lapidare Ausstellungseinladung. Dann ist der Satz aber auch eines von vielen Blättern seiner (Bilder-)Geschichte, die um ein Treffen mit Johnny Cash und dessen Zigarettenasche ebenso kreist wie um Sex und besagtes Hacking, das hier, in der Erzählung, nur dazu führt, dass niemand den Unterschied bemerke. Aus der Vergeblichkeit der Ankündigung (der Unmöglichkeit…