Georg Bussmann
Zwei Kunst-Installationen in Räumen in einem Haus, dem Goethe-Institut Brüssel, das dafür nicht gemacht ist; ein doppeltes Risiko wurde eingegangen, etwas versucht, das gelungen ist.
“Geschichte ist gegen Vergebung” ist der Titel der Arbeit von Marie Jo Lafontaine, eine Aussage, die gelesen und bedacht werden will. Da wird etwas geleugnet, was die Lebenden zu allen Zeiten sich immer wieder wünschen, nämlich, daß die Zeit alle Wunden heile und damit die Gegenwart ent-schulde. Auch die “Gnade der späten Geburt” gehört hierher, man kennt das. Dem frommen Wunsch wird mit einer Drohung begegnet, die dann im Bild der Inszenierung selbst in die Zukunft verlängert und zum letzten Punkt getrieben wird. Und der Betrachter steht in dem Druck und dem Sog, den das macht.
Worum es geht, ist das Ende der Welt, der “Weltbrand”, sein Aufflammen und sein Verlöschen. Marie Jo Lafontaine benutzt das alte Klischeebild der Welt, den Globus. Aber der ist eben nicht nur Bild der Welt, sondern auch Instrument zu deren Unterwerfung. “Die Welt in Ihrer Hand” verspricht die Werbung eines deutschen Herstellers von Globen. Also geht es um Macht, um menschliche/männliche Macht über die Welt, wie sie antritt, den Weltlauf beschleunigt, und wie das endet, in Schrecken endet. Auf der einen Seite die realen Globen, versammelt auf einem Tisch wie ein Altar, große und kleine, alte zumeist Antiquitäten, Museumsstücke, und mitten darunter ein weißer, ohne Eintragungen: die Welt als eigentlich unbekannte, als Terra incognita. Gegenüber das Video zeigt den Globus unter dem Blick des Mannes. Der Erdball dreht sich, langsam…