Jens Rönnau
un-frieden. sabotage von wirklichkeiten
Kunstverein und Kunsthaus in Hamburg, 30.11.1996 – 19.1.1997
540 Künstler aus 31 Ländern der Welt waren 1996 dem Aufruf gefolgt, Konzepte zum Thema “un-frieden. sabotage von wirklichkeiten” einzureichen. Per weltweitem Internet hatten die Ausstellungskuratorinnen Ute Vorkoeper und Inke Arns für eine Beteiligung an diesem Projekt geworben, das im Rahmen der Hamburger Woche der Bildenden Kunst 1996 präsentiert wurde. Nur 34 Projekte davon wählte die Jury für jene Schau in den Räumen von Kunstverein und Kunsthaus Hamburg. Allerdings waren fast alle anderen eingereichten Konzepte den Ausstellungsbesuchern ebenfalls zugänglich: 26 in einem speziellen Konzeptraum, die übrigen in einem Archiv – “ein Ort für Entdeckungen und Vernetzungen”, so die Ausstellungsmacherinnen.
Es war Konzept der Ausstellung, für das Ute Vorkoeper verantwortlich zeichnet, “unterschiedliche, möglichst auch unbekannte künstlerisch-politische Positionen der 90er Jahre zusammenzutragen” unter dem Motto der “un-friedlichen” Wirklichkeiten, die unseren Alltag bestimmen: kritische Hinterfragung, Auseinandersetzung, auch Lösungsvorschläge für Denkansätze. Dabei besteht der erkenntnistheoretische Grundsatz, daß Krieg und Frieden sich nicht als Antipoden gegenüberstehen, weil es “die eine Wahrheit” nicht gibt und weil man eingestimmt hat “in den Abgesang auf jedwede Utopie”. “Wir stehen diesseits der Utopien und jenseits der Apokalypsen” (U.Vorkoeper).
In sechs Themen-“Zonen” war die Ausstellung unterteilt: Kontrolle (Unsicherheit), Nachrichtendienste (Desinformation), Alltag (Befremdendes), Grenzpolitiken (Gratwanderungen), Staatsmaschinen (Ordnungen) und Science Fiction & Ökonomie (Zukunftsverwaltung). Die Grenzen dieser Zonen blieben allerdings fließend und können bestenfalls als Hilfsversuche einer Klassifizierung jener Ausstellungsvielfalt gelten, die übrigens nicht nur auf einen Ort beschränkt war. Auch an anderen Orten der Hansestadt gab es Projekte und Performances, etwa…