Umherschweifende Produzenten
Ready-Mix
Hallo, die “Berliner Republik” ist da. Wohin gehen wir nach der Besichtigung der Rogers-Kuppel im Reichstag – zu mir oder zu dir?
Die Killervögel sind wieder unterwegs. Mit ihren langen Federschwänzen gleiten Elsternpaare über Daimler City am Potsdamer Platz, navigieren, sobald sie ein Nest im Stahlgerippe des Sony Towers entdeckt haben, pfeilschnell ihre Beute an, fressen die Eier und killen die Jungvögel.
In den Wasserwerken Neukölln duschen die Arbeiter nackt und bei geöffneten Fenstern. Genau gegenüber liegt der Frauenknast.
Okay, es ist Sommer. Wir setzen uns in Kreuzberg oder Prenzlauer Berg auf die morschen Balkone, rücken die Sessel aus der Sonne, gießen die Blumen und lesen ein gutes Buch. Wir, das ist die Klasse der Selbstfinanzierten, das sind die Künstler und Pop-Intellektuellen, die Muttersöhnchen, 630-Mark-McJobber und all die anderen Werktätigen der Faulheit, schlicht die diskursiven Langzeitarbeitslosen. Ein imaginärer Schaltkreis stillgelegter Arbeit durchzieht die Stadt und steuert unsere sozialen Prozesse. Scheinbar dem Reproduktionszyklus entzogen, produzieren wir, die “immateriellen Arbeiter”, eine neue materielle Ressource, die Subjektivität. Also wohin – zu mir oder zu dir?
Die klassische Lohnarbeit, bei der der Arbeiter seine Arbeitskraft genau gegen die Waren eintauscht, die er produziert, gleitet stetig über in die “immaterielle Arbeit” – ein dramatischer, mit politischen Chancen, aber auch sozialen Risiken behafteter Vorgang, der von einem neuen Lumpenproletariat ausgeht, den diskursiven Langzeitarbeitslosen. “Immaterielle Arbeit”, lesen wir in dem Buch von Maurizio Lazzarato, Toni Negri und Paolo Virni, zielt keineswegs auf das Verschwinden der Lohnarbeit, sondern auf deren Transformation unter den Produktionsbedingungen der postindustriellen (oder postfordistischen) Gesellschaft, denn dem…