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Ausstellungen: Wien · von Dieter Buchhart · S. 382 - 383
Ausstellungen: Wien , 2004

DIETER BUCHHART
Ulysses

Die unausweichliche Modalität des Sichtbaren
Atelier Augarten, Österreichische Galerie Belvedere, 5.5. – 15.8.2004

James Joyce’ Roman Ulysses zählt zu jener häufig zitierten Weltliteratur, die allzu oft noch nicht gelesen oder zwar begonnen aber noch nicht zu Ende gelesen wurde. So erstaunt es keineswegs, dass dieses Opus in Julius Deutschbauers “Bibliothek der ungelesenen Bücher” einen markanten Stellenwert einnimmt und zurzeit hinter der Bibel, Musils “Der Mann ohne Eigenschaften” und Prousts “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” auf Platz vier der am häufigsten (noch) nicht gelesenen Bücher rangiert. Auf die Frage “Wie oft hast du dieses Buch noch nicht gelesen?” antwortete der Nichtleser Martin Fritz in einem der vielen von Deutschbauer geführten Interviews zum Beispiel mit “Zehnmal”. Sein persönliches, eigens für die Bibliothek ungelesener Bücher angekauftes, unter seinem Namen katalogisiertes Exemplar ist eines von acht Ulyssesausgaben, die den Angaben anderer Nichtleser folgend angeschafft wurden. Diese uniformen unterschiedlich alphabetisierten Ausgaben sind derzeit gemeinsam mit den von Deutschbauer geführten Interviews zu diesem ungelesenen Werk in der Ausstellung “Ulysses – Die unausweichliche Modalität des Sichtbaren” im Atelier Augarten ausgestellt.

In der Ausstellung wird jedoch weniger dem Nichtleser gehuldigt als vielmehr gesucht, der Unterstellung Marcel Reich-Ranickis zu widersprechen, dass im deutschsprachigen Raum keiner Joyce gelesen habe1. Denn nicht nur Thomas Trummer, der Kurator der Schau, hat Ulysses offensichtlich ebenso wie die weiteren AutorInnen des umfangreichen interessanten Katalogbuches gelesen2, sondern auch Julius Deutschbauer und Gerhard Spring. Letztere komprimierten die Vielschichtigkeit des Werkes zu einer eigenwilligen Version eines amüsanten Zwei-Personen-Stücks. Diese assoziationsreichen Montagen und Satzsplitter, ein Emulgat…



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