+Ultra Gestaltung schafft Wissen
Zum Verhältnis von Künsten und Naturwissenschaften
Martin-Gropius-Bau 30.09.2016 – 08.01.2017
von Hermann Pfütze
‚Früher‘, bis zu Linné, Goethe und Darwin, haben die Wissenschaften von der künstlerischen, vor allem zeichnerischen Formerforschung der äußeren Natur gelernt. Seit dem 20. Jahrhundert ist es umgekehrt: Forschende Künstler, von Buckminster Fuller und Frei Otto bis zu James Turrell, Thomas Saraceno, Carsten Hoeller und Olafur Eliasson, orientieren sich an den jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur inneren Ordnungsstruktur der Natur. Früher waren Zeichnungen, Bilder und anschauliche Experimente das Erkenntnismaterial der Naturwissenschaften, heute sind Rechenprogramme, tomografische Bildgebungsverfahren und biophysikalische Laborergebnisse die Informations- und Gestaltungsprämissen der Künste. Mit ihrer Hilfe werden präzise Bilder des natürlich Unsichtbaren, neue Materialien mit bionischen Informationsstrukturen und beliebige Formveränderungen erzeugt, die traditionelle künstlerische Arbeit und individuelles Design transformieren in smarte Schnittstellenkunst.
Die Ausstellung des Exzellenzclusters der Humboldt-Universität „Interdisziplinäres Labor Bild Wissen Gestaltung“ ist in neun Themen gegliedert: Homo faber – Natura naturans, Natur als Grammatik, Lebendige Kybernetik, Biokonstruktivismus, Code und Materie, Active Space, Datenkörper, Gefühlskartierung, Bild-Operationen. Kunstwissenschaften und Künste sind vielfach beteiligt. Die präsentierten Themen reichen von Tierwerkzeugen bis zu Roboteroperationen, aus der großen Vielfalt werden vier vorgestellt.
Zane Berzina, Professorin für „konzeptionelle Entwicklung von Materialien und Oberflächen“ an der weissensee kunsthochschule berlin, stellt unter dem Titel „Soft Technologies“ aktuelle Arbeiten zum Textil- und Flächendesign vor, deren vertraut-fantastische Begriffe andeuten, worum es geht: Z.B. wird im Projekt „Responsive Surfaces“ von Paula von Brummelen mit “Ubiqitary Computing“, „Biomimetik“, „nahtlos integrierten Sensoren“ und „Formgedächtnislegierungen“ an „smarten Oberflächen“ geforscht, die nicht nur „dem Ziel dienen, den…