Raimund Stecker
Ulrike Nattermüller
Museum Abteiberg Mönchengladbach, bis 25.1.1987
Ulrike Nattermüller, »Die wunderbare Verbindung« – die erste Museumsausstellung der zur Region Köln der »Kunst-Landschaft BundesRepublik« gezählten Künstlerin. Eine Malerin, als solche wurde sie im Museum am Abteiberg in Mönchengladbach vorgestellt, und eine Zeichnerin, als die sie gemeinsam mit Horst Münch der Münchener Kunstraum, der Karlsruher Badische Kunstverein und das Essener Museum Folkwang präsentierte. Sie ist eine Künstlerin, die die tradierte Konvention des Bildrechtecks akzeptiert, und es, Dierk Stemmler spricht in seinem Katalogtext dieses alte Bildverständnis an, gleichsam als ein »Fenster« dem Betrachter gegenüberstellt. Das Bild bietet somit einen Blick an, nicht aber einen hinaus von einem Innen in ein Außen oder umgekehrt, also weder ein Ein- noch ein Ausblicken in eine auch empirisch zu erfahren mögliche Welt, sondern von einem Hier in ein Anders: einwärts in eine reine Bildwelt.
Doch welche Authentizität besitzt die Wirklichkeit des Anders in den Bildern Ulrike Nattermüllers? Nur scheinbar, nur vermeintlich auf den ersten Blick, ist es eine gänzlich eigene Bildwirklichkeit reiner Magination, in der nicht auch außerbildlich Bekanntes vom Sehen im Bilde selbst ablenkt. So begint die sehende Vergegenwärtigung bildpräsenter Formen in »Bildwell´s Geist«, 1984, mit dem Erkennen der farblich herausgestellten weißen Fläche eines Dreiecks (genauer: eines Trapezoids). Diese Bildform exponiert sich gleichwohl als ein bildlicher Eigenwert, ein Status aber, der ihn nach längerer Bildbetrachtung verloren geht. Denn schon schnell wird dieser Eigenwert als ein nur vermeintlicher relativiert, da andere Bildformen sich unweigerlich mit Gegenständen einer außerbildlichen Wirklichkeit identifizieren lassen – seien es die gespachtelten Rechtecke zum…