Ulrike Nattermüller
Galerie Klein/Bonn
Ein zartes und doch unheimliches Tier, ein Käfer mit dem Titel “Eifersucht”, Bilder voller provozierend starrender Augen, dann aber trotz ihrer expressiven Spontaneität zarte Zeichnungen, das sind die herausragenden Arbeiten der in Köln lebenden Künstlerin Ulrike Nattermüller. Hervorgetreten war sie zunächst in Gruppenausstellungen junger Künstler wie jener “FRONT” genannten Präsentation anläßlich der WESTKUNST bei Ricke. Es waren weiße Gipsskulpturen, gewissermaßen beinerne Torsi, und zarte Bleistiftzeichnungen, die einen ‘Realismus’ neuer Art verrieten. Aus der Skepsis gegenüber der Außenwelt rhythmische Realitäten der Kunst schaffen. Musik ist denn auch ein bedeutender Motor im Werk der Nattermüller. Die Betrachtung der ‘älteren’ Arbeiten ihrer jüngsten Produktion zeigt die rhytmische Linienführung frei kreisender oder sich zu gegenständlichen Andeutungen verfestigender schwarzer Konturen auf kompakt zugemaltem Grund. Von diesen eher starren Bildern löst sich Ulrike Nattermüller in ihren jüngsten Arbeiten. Expressive Strich- und Flächenlagen verdichten sich zu freien architektonischen ‘Gerüsten’, aus denen intuitiv deutbare Wesen und namentlich die surreal anmutenden Augen auf den Betrachter einwirken. Hier gelangt die Künstlerin zu vibrierender Komposition aus der Dialektik von fester Struktur und ausufernder Dynamik, die lebendige Kommunikation zuläßt. (7.5.-7.6.82)
Annelie Pohlen