Ulrike Groos
Museumsdirektorin
Ulrike Groos, geb. 1963 in Schlüchtern, studierte in Würzburg, New York und Münster Kunstgeschichte, Musikwissenschaft sowie Ethnologie und promovierte über das Thema „Ars Musica in Venedig im 16. Jahrhundert“. Nach Stationen in Münster, Luxemburg, St. Gallen und Zürich leitete sie von 2002 bis 2009 die Kunsthalle Düsseldorf. Seit 2010 ist sie die Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, 2013 eröffnete sie das Museum Haus Dix in Hemmenhofen.
Roland Schappert:Wird heute über Kunst der Gegenwart anders reflektiert als vor fünfzehn Jahren?Falls Kunst zunehmend auch als Lifestyle-Phänomen betrachtet wird, inwieweit verändert sich dann das Beurteilen und Bewerten von Kunst?
Ulrike Gross: Sicherlich ist in den letzten Jahren vor dem Hintergrund einer Schwerpunktverlagerung innerhalb des Betriebssystems Kunst und vor allem durch den erstarkten und einflussnehmenden Kunstmarkt die Reflexion und der Austausch anders als früher. Das Verhältnis zwischen Privatsammlern und Museen hat sich verändert, ebenso der Austausch zwischen den Museen. Man hat den Eindruck, es reden so viele über Kunst wie vielleicht noch nie, wobei dieser Austausch manchmal erschreckende Formen des Banalen annimmt. Kunst als Statussymbol, als Investitionsobjekt wird oft unter der Einschätzung größer – bunter – teurer abgehandelt und bewertet. Es fehlt mir hierbei das vertiefte und vertiefende Nachdenken und Reflektieren über das Eigentliche, nämlich das Kunstwerk.
Woran erkennst du gute Kunst? Gibt es für dich so etwas wie benennbare Kriterien oder Qualitätsmerkmale?
Es ist wie mit Musik, Design oder Mode: Jeder bringt seinen eigenen Geschmack mit, deshalb ist die Vielfalt der Kunst auch so bereichernd. Mich persönlich hat immer schon Kunst interessiert, die eine Könnerschaft, eine besondere…