Reinhard Ermen
Ulrich Wellmann
Galerie Schütz, 16.9.-28.10.89
Ulrich Wellmann (1952), dessen Arbeiten im Diskurs über die Radikale Malerei gelegentlich eine Rolle spielen, ist sich seines Tuns sehr bewußt. Er will mit zwei Farben malen, und diese selbstgestellte Aufgabe ist bei der neueren autonomen Farbmalerei, in der monochrome Konzepte vorherrschen, ein Schlüsselproblem. Dabei gibt sich Wellmann selbst eine Art Gesetz, gleichsam eine “formale” Conditio sine qua non: In den formatfüllenden Auftrag der ersten Farbe setzt er Flecken oder – besser – Spuren einer zweiten Farbe.
Mit den neuesten Arbeiten, die nun bei Schütz in Frankfurt zu sehen waren, wendet sich Wellmann einem größeren Format zu, nämlich dem stumpfen Rechteck bis zu fast zwei Metern Seitenlänge. Gleichzeitig vergrößert sich die Malgeste des ersten Auftrags zu einem richtungslosen “all over”, das mit dem Spachtel gesetzt wird. Die zweite Farbe malt er dagegen mit dem Pinsel in bzw. auf diesen Grund. So entsteht zum einen die innerbildliche Spannung zweier Malvorgänge mit deutlichen Konsequenzen für das materiale Relief, und zum anderen entwickelt sich die Spannung zweier Töne, die sich aber auch auflösen kann, wenn der Maler sich bei der zweiten Farbe für die gleiche wie die “Grundfarbe” entscheidet, also wenn er etwa Kadmiumgelb in Kadmiumgelb malt.
Dann entsteht aber nicht etwa ein monochromes Bild, denn die hineingesetzte Farbe bleibt immer zweite Farbe. Der Prozeß des Naß-in-Naß-Malens hat sie voneinander getrennt, im Relief bleibt er nachvollziehbar, und das Licht verfängt sich im Pinselduktus anders als auf dem Grund. Die Reliefspannung vibriert anders, wenn die zweite Farbe einen anderen Ton hat….