Annelie Pohlen
Ulrich Rückriem – Jonas Hafner
Galerie Löhrl, Mönchengladbach April / Mai 1986
An der Kaiserstraße bei Löhrl Jonas Hafner, am Abteiberg bei Löhrl außer den Impulsen 9 – einer vom Galeristen mit überzeugender Intensität betriebenen Vorstellung jüngerer, meist unbekannterer in- und ausländischer Künstler, diesmal zum Thema Farbe mit Mechtild Nemeczek, Peter Reuter und Michael Spilke – dann im kleinen Ausstellungsraum des Erdgeschosses eine brillante Inszenierung mit Skulpturen von Ulrich Rückriem.
Trotz der räumlichen Trennung der beiden Ausstellungen wächst die Neigung, das Werk in einem polaren Spannungsgefüge gemeinsam zu betrachten, dies um so mehr als Hafner und Rückriem derselben Generation angehören und somit verwandte Fragen an die Möglichkeiten und Wirkkräfte der Kunst im gegenwärtigen Kontext stellen. Daß sie dabei zu höchst unterschiedlichen Lösungen kommen, liegt auf der Hand.
Ulrich Rückriems Rauminstallation mit drei Skulpturen aus gespaltenem und zum Teil geschliffenem Granit basiert auf dem Zusammenspiel von rationaler Analyse und emotionaler Energie-Übertragung durch die archaische Präsenz des Steins und seine suggestive Formgebung. Hingegen berührt Jonas Hafner vornehmlich mit seinen zartfarbigen abstrakten Aquarellen, aber auch mit den figürlichen Bleistiftzeichnungen eine Vorstellungswelt, in der die meditative Poesie der Kreisfläche und die Sehnsucht nach der Wiedergewinnung einer verlorenen Bild-Dichtung zusammenwirken. In allem kristallisiert sich der Gang zu den Fundamenten des bildnerischen Gestaltens, die Sehnsucht nach einer elementaren Sprache, in der sich die materielle Gestalt als Seinsform geistiger Energien darstellt.
Rückriems Installation greift im Detail wie in ihrer Ganzheit die Basis-Fragestellungen der Skulptur als Koordinaten-System von vorhandener Materie, Form und künstlerischem Eingriff in bewährter Art auf, um sie in…