Reinhard Ermen
Ulrich Meister
Einfacher kann ein Laib Brot nicht sein. Genauer gesagt: Einfacher kann eine Zeichnung, die das Brot bedeutet, nicht auftreten; ein Oval umfasst von einer Kurve, gezogen mit menschenfreundlichem, dicken Strich, in einem Zug. Ähnliches gilt für andere Topoi des tagtäglichen Lebens, für Birnen etwa, für Paprikaschoten, Regenschirme oder Autoreifen, wenn Ulrich Meister sie fokussiert. „Er“, der Künstler, schreibt am 23. 09. 2006 in sein Tagebuch, „bewundert“ zum Beispiel die Form einer angeschnittenen Leberwurst, „wie andere einen Porsche“. Wer sich auszukennen meint, könnte sich gelegentlich an die Pop-Art erinnert fühlen. Doch hier überfeiert einer nicht die Ikonen der fröhlichen Konsumwelt, vielmehr kommen die Dinge arm, karg und auch schutzlos daher, erfasst sind Elementaransichten von Gebrauch und Verbrauch, von Essen und Trinken, gelegentlich „bis an den Rand ihrer Darstellbarkeit“ (Markus Stegmann), bzw. bis an die Kunstgrenzen, die letztlich nicht überschritten werden sollen, aber in Sichtweite bleiben. Empfindsame Gesten, die sich selbst in Szene setzten, lehnt Meister entschieden ab. Etwas Kindliches, Unverstelltes scheint stattdessen von diesen Darstellungen auszugehen, freilich so wie Erwachsene das empfinden, zu verstehen als Adelsprädikat für den Verfechter des Grundsätzlichen, für den Verteidiger des Allernotwendigsten. Daran arbeitet sich der Künstler ab, nicht nur als Zeichner, sondern auch als Autor, Fotograf, Maler oder Sammler im weitesten Sinne. Die Vorlagen selbst laufen ihm zu, er stolpert über sie beim Einkaufen oder beim Essen, der Aufmarsch der Waren landet auch als Postwurfsendung im Briefkasten. Die Möglichkeiten seiner bildgebenden Medien müssen sich im Härtetest bewähren, die Dinge leisten Widerstand, so dass…