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Titel: Zwischen Erinnern und Vergessen · von Markus Brüderlin · S. 236 - 237
Titel: Zwischen Erinnern und Vergessen , 1994

Markus Brüderlin
Ulrich Horndash

Ästhetik als Geschichte

1988 betreute der Autor für die Wiener Secession eine Gruppenausstellung mit dem Titel IN SITU, zu der elf internationale Künstler und Künstlerinnen eingeladen wurden. Vor dem Hintergrund des fortgeschrittenen Ausstellungsbooms, der Kunstwerke zunehmend zur beliebigen Verschiebemasse degradiert, sollte die Idee des Ortes als mögliche Rahmenkategorie für eine ihren eigenen Kontext mitverarbeitende Kunst getestet werden. Der Ort war in diesem Fall die starke Vorgabe des 1889 von Josef Maria Olbrich konzipierten, architektonischen Rahmenwerkes und die bis in den vermeintlich neutralen Innenraum hineinreichende, heilsästhetische Ornamentik. Sie zwingen jede aktuelle künstlerische Manifestation zu einem Dialog mit der Geschichte und der Ideologie dieser Jugendstilvariante.

Unter den eingeladenen Künstlern befand sich auch der Münchner Ulrich Horndash, dessen dezidiert ortsspezifische Konzeptionen, bestehend aus Wandmalerei, konstruktivistischer Tafelmalerei und emblematischen Versatzstücken aus dem Bereich der Dekoration (Fahnen usw.), sich in den achtziger Jahren als “konzeptioneller Historismus”1 durchgesetzt haben. In der Raumaufteilung, die sich im Hauptsaal der 1986 renovierten Secession im Zusammenhang mit Gruppenausstellungen immer sehr schwierig gestaltet, fiel dem Künstler zunächst der wie eine Apsis an den Zentralraum angeschlossene Quersaal zu. Doch die ungeklärten Dimensionen und die ambivalente Disposition der Architektur, die früher lediglich als Rohgehäuse für die meist aufwendigen Ausstellungsdekorationen der Secessionisten fungierte, bewogen Horndash, sich ganz von den Wänden zu “distanzieren” und mitten in die bedeutungssuggestive Achse eine eigene 2,7 Meter hohe und 5,2 Meter breite “Bildwand” zu plazieren. (s. Abb.) Schon vor dem Eintreten in den Hauptraum kam dem Besucher die rot bemalte und durch Lineatur sorgfältig gerahmte Wand als flache…


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von Markus Brüderlin

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