Thomas Wulffen
Ulrich Görlich: Fotoarbeiten
Galerie Fahnemann, Berlin, Januar 1987
Die Ausstellung verleugnet sich selber und gibt darin einem schon fast zur Mode verkommenen Hang zur Negation der Präsentation nach. Nur ihr Medium ist für diese Tendenz ungewohnt: die Fotografie. Ulrich Görlich zeigt Fotoarbeiten in der Galerie Fahnemann. Sowohl von der Präsentation als auch vom Inhalt her ist die Schau von Ulrich Görlich die Negation einer Fotoausstellung. Der Fotograf hat den Raum der Galerie bei der Vorbereitung der Ausstellung vollkommen abgedunkelt und die einzelnen Fotos direkt auf die Wand projiziert, die vorher mit einer lichtempfindlichen Schicht belegt wurde. Die einzelnen Fotos wurden zu Komplexen zusammengefaßt und ziehen sich zum Teil über eine ganze Wand. Einzelarbeiten an anderen Wandteilen stehen dazu in Verbindung und lassen den Raum als Projektionsfläche begreifen, die keine Begrenzung kennt. Die ausgestellten Fotos bauen keine lineare Ordnung auf, wie sie in üblichen Fotoausstellungen gewohnt sind, sondern bilden Raumkomplexe, deren Sichtachsen sich untereinander verschränken. Diese Sichtachsen sind Element der Interpretation, denn eine Fotoarbeit wirkt in der Verbindung zu einem Fotokomplex anders als in einer linearen Ordnung. Der Betrachter stellt diese Bezüge her, auch wenn Ulrich Görlich die Sichtachsen schon in der Vorbereitung geplant hat. Der Wert der einzelnen Arbeiten ist gegenüber der Installation gering. Ihr Wert ergibt sich aus der Konfrontation der verschiedenen Sichtungen. Bilder aus Werbungen, Tageszeitungen und Selbstporträts sowie im üblichen Sinne Kunstfotografien verschränken sich gegenseitig. Die Projektion direkt auf die Wand ohne die gewohnten materiellen Träger entspricht dieser Entwertung. Am Ende der Ausstellung werden die Wände übermalt…