Ulla von Brandenburg
Der Regung Regel
Mathildenhöhe Darmstadt 10.06. – 16.09.2018
von Isa Bickmann
Mit der Mathildenhöhe als kunsthistorisch bedeutendes Ensemble des Jugendstils und der Reformbewegung bereitet sich die Stadt Darmstadt auf eine Bewerbung um den Welterbetitel vor. Daher könnte man es einen klugen Schachzug nennen, im Vorfeld eine zeitgenössische Künstlerin in den Dialog mit der dortigen Kunstgewerbesammlung treten zu lassen. Ulla von Brandenburgs Schaffen erscheint aufgrund seiner Interdisziplinarität und Vielgestaltigkeit geradezu prädestiniert dazu. Ihre Ausstellung im Museum Künstlerkolonie besteht aus zwei Teilen: Im ersten richtet die Künstlerin mit eigenen Arbeiten aus Papier und Objekten der Darmstädter Sammlung Environments in Art einer Wohnung ein. In den ehemaligen Bildhauerateliers des Untergeschosses zeigt sie acht ihrer Filme, der erste ist 2006, der jüngste 2017 entstanden.
Aufgrund früherer Beschäftigung mit den Farbtheorien eines Johannes Itten oder Max Lüscher lag für von Brandenburg die Frage nahe, ob die Künstler der Mathildenhöhe Farbkonzepte in der Art angewendet haben, wie das später im Bauhaus der Fall war. Da dies nicht bejaht werden konnte, hat die Künstlerin ein an den in der Gewerbesammlung vorgefundenen Farben orientiertes Konzept entwickelt, das auch auf Plakat und Katalog sichtbar wird.
Ulla von Brandenburg (geb. 1974) arbeitet stets ortspezifisch. In den sieben Räumen der fiktiven Wohnung werden die originalen Exponate mit eigenen Arbeiten ergänzt. Dekore nach Entwürfen der Mathildenhöhe-Künstler malt sie auf papierene Vasen, Teppiche, Tapeten und Geschirr. Die Environments von Salon, Speisezimmer, Ankleidezimmer, Damensalon, Kinderzimmer, Herren- und Musikzimmer funktionieren nicht allein als Kunstraum mit dreidimensional präsentierter Malerei. Es fügt sich die Illusion…