4 — Die Erweiterung der Weltkarte der Kunst
Uli Sigg
Über die Ankunft chinesischer Kunst im Westen
Uli Sigg, 1946 in Luzern geboren, von 1995 bis 1998 Schweizerischer Botschafter in Peking, studierte von 1968 bis 1972 an der Universität Zürich Rechtswissenschaft und übernahm 1977 eine Stelle bei der Firma Schindler im luzernischen Ebikon. Mit Managern reiste er nach China, um dort ein Joint Venture aufzubauen. Als erster westlicher Sammler zeitgenössischer Kunst in China beließ er es nicht dabei, eine, wenn nicht gar die wichtigste Sammlung aufzubauen. Er wurde auch zum Globalplayer, der, namhafte Kuratoren wie Harald Szeemann in die chinesische Kunst einführend, alles daransetzte, dem westlichen Kunstpublikum den chinesischen Kunstkosmos bekannt zu machen. Er brachte nicht nur den Kapitalismus nach China, sondern auch die chinesische Kunst in den Westen. Insofern ist er ein passionierter Kämpfer an der Front der Globalisierung der Kunstwelt.
Heinz-Norbert Jocks: Was die Globalisierung der Kunstwelt betrifft, so gehören Sie als Sammler zu denjenigen, die maßgeblich daran mitgewirkt haben, der chinesische Gegenwartskunst im Westen zu Sichtbarkeit zu verhelfen. Welche Ereignisse waren für Sie Wendepunkte?
Uli Sigg: Ich bin kein Theoretiker, sondern Praktiker. Für die Globalisierung erbrachte ich zwei Beiträge. Zum einen dadurch, dass ich 1980 für den Schindler-Konzern das erste Joint Venture zwischen China und der Außenwelt gründete und dieses zu einem Modell aufbaute. Das war der Auftakt für eine Globalisierungswelle, die aus China einen anderen Kontinent, aus einem Entwicklungsland eine Superpower machte. Ich erlebte die Globalisierung erst auf dieser Ebene und danach in der Kunst. Beide Ebenen haben…