FRANK FRANGENBERG
Ugo Rondinone: “Slow Graffiti”
Schipper+Krome, Berlin, 15.9. – 31.10.2001
Komm herein: und du stehst frontal vor einer 5 x 5 Meter großen Spiegelmosaikwand. Der Rest ist white cube. Nein, an der rechten Seite lehnt an der Wand ein fetter verlassener Clown aus Polyester am Boden, er trägt einen leuchtendblauen Pelz. Die Paraderolle des Clowns: Entertainment, Spaß und Spiel, sie scheint von diesem nicht mehr aufführbar. Die Situation, die Ugo Rondinone bei Schipper+Krome entworfen hat, lebt von der Konfrontation beider Skulpturen, Spiegelwand und blauer Clown, und der Addition eines dritten Moments: dem zwangsläufig anwesenden und so gespiegelten Zerrbild des Betrachters.
Der mächtige Eindruck der Installation im hohen Raum der Schipper+Krome Galerie in der Berliner Linienstraße verdankt sich in erster Linie der machtvollen Inbesitznahme des Platzes. So eine Wand ist ein Statement, das niemand ignorieren kann. Die floralen Mosaikglassplitter, von ferne erinnern sie an die berauschend dichten helldunkel kontrastierenden Landschaftsbilder, die Ugo Rondinone auch im Programm hat, spiegeln den white cube der Galerie und geben ihn fragmentiert wider. Wohin soll sich der Betrachter bewegen, wie sich verhalten: es gibt keine andere Perspektive, es sei denn, man wendet der Wand seine Seite zu – um weniger Schussfläche zu bieten – oder dreht ihr entschlossen den Rücken zu – feige: in den Rücken die Kugel zu bekommen. Seitlich positioniert hat der Betrachter bei einer von zwei Möglichkeiten diesen traurigen Clown vor sich. Groq ging noch, der weinte ja wenigstens. Dieser hier zuckt nicht mehr mit der Wimper, so blau und passiv ist er. Der Clown,…