Fabian Stech
Ugo Rondinone
Zero build a nest in my navel
White Chapel Art Gallery, London. 24.01.06-26.03.2006
Zeit, Schlaf, Langeweile und Verwandlung sind Themen, die im Werk von Ugo Rondinone seit jeher eine Rolle spielen. Der schlafende, lethargische Clown ist zu einem Markenzeichen mit hohem Wiedererkennungswert geworden. Lustig war er nie, der bunte Clown von Rondinone, als Skulptur nicht und nicht im Video. Er schlief, bewegungslos, mit geschlossenen Augen hinter seiner geschminkten Maske. Wie sollte ein schlafender Clown lustig sein? Komisch ist schon eher zutreffend, und zwar komisch in dem Sinne, mit dem in der deutschen Sprache etwas Komisches gleichzeitig etwas Beunruhigendes bezeichnet. Nietzsche benennt das Komische als die “künstlerische Entladung vom Ekel des Absurden”. Dieser gute alte Ekel ist es, der in Rondinones Werken zum Ausdruck kommt, dieser seit dem Existentialismus vergessen geglaubte, aus der Mode gekommene Ekel liegt schlafend unter der glatten glänzenden Oberfläche von Rondinones Werken.
Von dem lethargischen Element, dem Ekel davor in der Wirklichkeit zu handeln, erlöst bei Nietzsche die Katharsis der Kunst. Um präzise zu sein, Nietzsche spricht nicht von Erlösung, sondern das Absurde des Daseins wird durch die Kunst in Vorstellungen umgebogen, “mit denen sich leben lässt”. Nun bleibt vom Clown in der Ausstellung in der Whitechapel Art Gallery nur eine Reliquie übrig: seine Schuhe. An den Nagel gehängt, sind sie auf einer schwarzen Wand der visuelle Mittelpunkt einer Soundinstallation, in der ein Mann und eine Frau über ihre Situation als Paar streiten. “I don’t want to live with you anymore”, sagt eine Stimme. Doch…