Wien
Über das Neue.
Junge Szenen in Wien
Belvedere 21 01.03. – 02.06.2019
von Franz Thalmair
Mit dem Ausstellungstitel „Über das Neue. Junge Szenen in Wien“ ist Scheitern vorprogrammiert – zumindest das ist Luisa Ziaja und Severin Dünser, den Verantwortlichen der gleichnamigen Schau im Belvedere 21, gleich doppelt gelungen. Weder erschließt sich in der Auswahl und Zusammenstellung von 18 künstlerischen Positionen eine kuratorische These, die „das Neue“ als wiederkehrender Begriff, als Stereotyp und als Füller der weißen Zelle reflektieren, ja zumindest befragen oder gar darüber hinaus gehen würde. Noch zeigt sich Wien mit der Einbindung eines Teils seiner alternativen Ausstellungsräume in Kojen als Ort künstlerischer Dichte. Was in der österreichischen Umgangssprache als „Kramuri“ bezeichnet wird, Kleinteiliges und Unübersichtliches, verstärkt die verschachtelte Ausstellungsgestaltung in der eigentlich luftigen und offenen Weltausstellungsarchitektur des ehemaligen 20er-Hauses geradezu.
Der Beklemmung entzieht sich der Kunstverein V.esch als einziger Beitrag erfolgreich durch Überaffirmation derselben. Das Kabuff, das dieser von Künstlerinnen und Künstlern betriebenen Initiative in der Ausstellung „Über das Neue“ zugewiesen wurde, sprengen Anja Manfredi und Nicole Haitzinger, indem sie mit „Weißer Turm“ (2019) die Architektur noch einmal verkleinern und die Besucherinnen und Besucher dazu zwingen, in engen Gängen auf Tuchfühlung mit der Zeigevorrichtung, mit dem Display, zu gehen. Neben den ausgestellten Arbeiten etwa von Karoline Dausien, Ludwig Kittinger oder Thea Moeller, fördert die Draufsicht auf dieses angenehm widerständig geartete Element Abdul Sharif Baruwas „Rooftopconversation“ (2019) zu Tage. Diese Installation aus Teerpappe, Sperrholz, Glas und Acryllack schreibt der gesamten Ausstellung eine alternative Leserichtung ein und bürstet sie somit gegen den Strich….