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Magazin · von Justin Hoffmann · S. 484 - 484
Magazin , 2000

Über Sackgassen der Postmoderne

Slavoj Zizeks jüngste Bestandsaufnahme

Die Veröffentlichungen des Philosophen und Psychoanalytikers Slavoj Zizek lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen, einerseits in philosophische Betrachtungen allgemeiner Art, oftmals ausgehend von Schriften Kants, Schellings oder Hegels, andererseits in Texten zu aktuellen Phänomenen zu Kultur, Theoriediskurs und Politik. Ihnen allen ist die Bezugnahme zu Jacques Lacan gemeinsam – dabei wird nicht nur Lacan, sondern vor allem mit Lacan erklärt. In gewissem Sinne, weiß man also, was einem bei einer Neuerscheinung von Slavoj Zizek erwartet.

“Liebe deinen Nächsten? Nein Danke!” gehört zur zweiten Kategorie: der Interpretation oder Kritik von aktuellem Geschehen. In diesem Buch behandelt Zizek die Themen Ex-Jugoslawien und Rassismus – Zizek wendet sich gegen jede Form von nationalistischer Argumentation – genauso wie Clintons Affäre mit Monica Lewinsky, den Spielfilm “Titanic” oder das Potenzmittel Viagra. Den Zusammenhang Film und Politik stellt er mehrfach her, z.B. wenn er einerseits Emir Kusturicas chauvinistische Äußerung, die Slowenen seien eine Nation von Knechten, andererseits seinen Film “Underground” analysiert, mit dem dieser, “ohne sich darüber im klaren zu sein, die libidinöse Ökonomie der serbischen Säuberungen in Bosnien” präsentiere.

Der provozierende Titel umschreibt ein grundsätzliches intersubjektives Problem. Mit Lacan geht Zizek davon aus, dass es ein Minimum an Idealisierung bedarf, um das Grauen des Realen zu ertragen. Die Faszination an einem Menschen kann schnell umkippen, gerät man ihm zu nahe und erkennt man seine hässliche Seite, die grauenvolle Ebene des Lebens. Und “die Kluft, die das Schöne vom Hässlichen trennt, ist also genau dieselbe, die die Realität vom Realen trennt.”…

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