Christian Reder
Über Mönche und Kollaborateure
Möglichkeiten für offene Oppositionsstrategien
Die Zustände, innerhalb derer im Normalfall herumargumentiert werden kann, lassen sich ziemlich plausibel als Unterhaltungsgesellschaft charakterisieren. Es ist das Showbusiness, nach dessen Regeln Resonanz entsteht, Resonanz produziert wird.
Seine Symbole: Das gewisse Lächeln, die Sprechblase, der Bildschirm, der Small-Talk, die Person als Markenartikel.
Wer ausbricht, wer da nicht mehr mit kann, bekommt halt eine neue Rolle verpaßt oder man vergißt ihn eben – und das gilt keineswegs bloß auf der Ebene öffentlicher Auftritte.
Als wirklich gilt, was in den Medien stattfindet, was Unterhaltungswert hat. Wirtschaft stellt sich über Werbung dar, genauso Politik; und mit Kunst wird in der gleichen Weise verfahren.
Kritik, angeblich die Basis demokratischer Verhältnisse schlechthin, kann – so wie sie stattfindet – nichts anderes sein als ein Teil solcher Systemzusammenhänge. Fast durchwegs zeigt sie in Form und Inhalt, daß sie zum verfilzten Bestätigungsinstrumentarium für dieses und jenes gehört. Das Grundmuster: Loben – Erwähnen – Auslassen (frei nach den Regeln einer Diplomatenparty). Wenn es manchmal noch Gründlichkeit gibt, dann interessiert eigentlich bloß das »Wer gegen wen«. In der Enge hierzulande nimmt Derartiges oft noch groteskere Züge an als anderswo, in den Funktionsweisen allerdings verwischen sich längst alle Unterschiede. Welche anonymen Kräfte hinter dem Gesellschaftsspiel um Personen wirksam sind – sei es im immer gigantischer werdenden Fernsehgeschäft, sei es bei den Verlags- und Pressekonzernen, sei es im Opern- oder Festspielbusiness – kommt kaum zur Sprache, weil der Produktionsprozeß des Zur-Sprache-Bringens voll verwoben ist mit seinen Bedingungen und den diversen Verbergungsinteressen.
Wer beobachtet z. B. schon »freimütig«…