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Ausstellungen: Hannover · von Michael Stoeber · S. 320 - 320
Ausstellungen: Hannover , 2011

Michael Stoeber
Über die Metapher des Wachstum

Kunstverein Hannover, 16.4. – 26.6.2011,
Kunsthaus Baselland, Muttenz/Basel, 20.5. – 10.7.2011,
Frankfurter Kunstverein, 27.5 – 31.7.2011

Nach dem Verständnis von Aristoteles wirft die „kühne“ Metapher einen neuen Blick auf allzu Bekanntes. Dabei bindet sie zwei unterschiedliche Wirklichkeitsbereiche in origineller Weise zusammen. Solche Verknüpfungen sind oft eher literarisch als analytisch – die Definition des Aristoteles stammt aus seiner „Poetik“ – und halten einer rationalen Überprüfung nicht immer stand. So geht es auch mit der Metapher des Wachstums, die aus der Biologie in die Wirtschaft gewandert ist, wo sie zum festen Bestandteil einer optimistischen Wirtschaftsbetrachtung wurde. Damit diese Perspektive funktioniert, hat man das biologische Wachstumsmodell auf ihr bloßes Werden verkürzt. In Wahrheit ist es aber so, dass ein Werden ohne Vergehen unmöglich ist. Wachsen und Werden und Verfallen und Vergehen sind zwei Seiten einer Medaille. Sie sind dialektisch unauflöslich miteinander verbunden. „Denn alles, was da lebt, ist wert, dass es zugrunde geht“, lesen wir in Goethes „Faust“. Die ökonomische Wachstumsmetapher tut indes so, als gelte dieses Gesetz für sie nicht. Als wüchsen die Renditen tatsächlich in den Himmel. Als gebe es keine zyklischen Krisen und Schwankungen. Natürlich kommt eine solche Betrachtungsweise der Gier und Blauäugigkeit der Menschen entgegen. In Anbetracht einer ebenso sehens- wie bedenkenswerten Ausstellung, für deren Realisierung sich der Kunstverein Hannover, das Kunsthaus Baselland und der Frankfurter Kunstverein zusammen getan haben, wäre ernsthaft zu erwägen, ob man in Zukunft nicht neben jeden Bankberater einen Künstler setzen sollte. Jedenfalls einen aus der Gruppe jener achtundzwanzig internationalen Künstler, welche…


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