Wulf Herzogenrath
Über den Proporz und den Kommerz
Oder: Über die Schwierigkeiten mit einem Text
für W.M. Faust
von Wulf Herzogenrath
“Was willst du armer Teufel geben?
Verweile doch, du bist so schön.
Auch was Geschriebenes forderst du Pedant?”
(Faust im Studienzimmer)
Also dieser Text hat eine Leidensgeschichte. Erfreulicherweise wollte Wolfgang Max Faust diesem Kunstforumsheft vor zwei Monaten einen Text über die aktuelle Videoszene einfügen und fragte mich deshalb. Auch wenn ich mal wieder etwas anderes als Videobezogenes im “Kunstforum” schreiben wollte, so konnte ich mich der Aufgabe nicht gleich entziehen. Doch der Zeitpunkt der Manuskriptabgabe war unpassend, denn wir hatten – ebenfalls Anfang November – alle Videokünstler und solche, die gelegentlich mit diesem Medium arbeiten, gebeten, Material für eine große Bestandsaufnahme und zur Vorbereitung einer Ausstellung und einer Publikation “Videokunst in der BRD” zu schicken, die mit ca. acht Stipendien des BDI-Kulturkreises und weiterer Unterstützung des Bundes der Deutschen Industrie ab 1982 in Köln, Karlsruhe, München, Nürnberg und Berlin in den ersten Häusern umfassend präsentiert wird. Ich wollte da keine Vor-Zwischenbilanz ziehen, die mich mitten in der Materialsammlung nur zu vorschnellen, falschen Schlüssen kommen lassen mußte. So sollte den Text mein Kollege Helmut Friedel, Städtische Galerie im Lenbachhaus, schreiben, doch auch er bereitete seine Darstellung aller europäischen Videotheken vor (Katalog soeben erschienen!). So interviewte mich nun W.M. Faust Ende Oktober, nolens, volens.
Am Freitag, dem 6. November 1981 nun tagte eine Vorjury mit 10 Fachleitern aus dem Museums- und Kunstvereinsbereich und weiteren 10 Kennern, Sammlern und Mäzenen vom Kulturkreis – wir hatten eine Liste mit…