Victor Burgin
geb. 1941, lebt in London
Über Burgin
Die Strukturänderung, die in der neuen Arbeit stattgefunden hat, zeigt eine Unzufriedenheit (ideologischer Art) von seiten Burgins mit dem hermetischen Charakter der früheren Arbeiten an. Sie war ein Verlangen nach einem Werk, das unmittelbarer an den Tatsachen der Welt Anteil nehme. Das neue Werk ist nun ein genauerer und konsequenterer Text; wenn man ihn liest, kann man einer durchgehenden Bedeutung nicht aus dem Weg gehen. Die Bedeutung besteht als ein Startpunkt; die Arbeit dann ist als möglichst klare Darstellung dieser Bedeutung gestaltet. Das jüngste Werk hat mit sozialen Beziehungen in der gegenwärtigen Gesellschaft zu tun. Gesellschaft, als allgemeines Bedeutungsfeld, ist durch fotografische Bilder ausgedrückt. In ihrer Form und Ästhetik gehören diese Bilder zu einem bedeutenden und eigenem Kodex: Werbefotografie. (Zuerst wurden richtige Werbefotos benutzt; später machte sie Burgin selbst in diesem Stil.) Dieser Kodex, der allgemein bekannt ist, so daß kein Zweifel darüber bestehen kann, womit wir es zu tun haben, bildet die Einführung zu einem eigenen Bedeutungszusammenhang. Die Bildersprache dieser Arbeiten stellt einen arteigenen Text über bestimmte Ebenen und Werte im gegenwärtigen Leben her. Dann wird dieser visuelle Text (der seinen eigenen zweiten Text hervorbringt) mit einem anderen (literarischen) Text verbunden, – der sich offensichtlich von dem visuellen Text abhebt. (Der andere Text besteht zum Teil aus Zitaten aus verschiedenen Quellen: Werbung, soziologische Schriften, Zeitungsberichte.) Die beiden Texte (und dazu ihre “Nebentexte”) überschneiden sich, wobei sie einander ihre Grundbedeutungen umkehren (die Bedeutsamkeit ihrer jeweiligen Kodices) und eine dritte Bedeutung in einem dritten…