Claudia Posca
Tuomo Manninen – Wir/We
»Die Rehabilitierung des Gruppenportraits«
Kunsthalle Recklinghausen, 6.5. – 12.7.2009
Wir/we“, das sind im Falle des finnischen Fotografen Tuomo Manninen die anderen – Menschen, wie Du und ich, aus Helsinki, Riga und – seit 2008 – auch aus dem Ruhrgebiet. Sorgfältig hat der 1962 in Jyväskylä geborene Fotokünstler sie vor Ort in ihrer vertrauten Umgebung am Arbeitsplatz oder in der Freizeit für ein jeweiliges Gruppenportrait positioniert, dabei auf eine zurückhaltende Regie setzend: Minimale Vorgaben für ein Maximum an psychologischer Wirk- und Entlarvungsmacht – Tuomo Manninens Fotokunst arbeitet subtil auf einem Terrain zwischen Nähe und Distanz nah dran am Alltag und weit weg von aufdringlicher Autorschaft.
Frontal und mit direktem Blick aus dem Foto herausschauend, sieht man die Schornsteinfeger des 3. Kehrbezirks von Helsinki hoch über den Dächern der finnischen Metropole, sieht Metzger im Kühlraum, Bänker auf dem roten Teppich, Ballonverkäufer am 1. Mai, Chor-Musiker im dunklen Anzug, Professorengattinnen sich (re-) präsentieren, aus leichter Untersicht abgelichtet mit einer im digitalen Zeitalter fast schon nostalgisch anmutenden Hasselblad-Kamera. Mit ihr bannt der 2001 von Harald Szeemann zur 49. Biennale di Venezia eingeladene, und jetzt im Rahmen der unter dem Motto „Nordlichter“ antretenden „Ruhrfestspiele Recklinghausen 2009“ ausstellende Manninen Gruppenportraits von eindringlicher Statuarik und überzeitlicher Strahlkraft.
Rund siebzig aus der über 200 Fotografien zählenden, seit Mitte der 1990er Jahre entstehenden „We/wir“-Serie wurden im Recklinghauser Kunstbunker versammelt, davon viele erst kürzlich während zweier Aufenthalte des Finnen in Recklinghausen aufgenommene Gruppenportraits, wie etwa jene des regionalen Kaninchenzuchtvereins, des Dobermann-Clubs oder der Kommunalen Servicebetriebe. Selbstbewusst, stolz, bisweilen…