Türkei
Gülsün Karamustafa
HOLLOW AND BROKEN: A STATE OF THE WORLD
Kommissar: Istanbul Foundation for Culture and Arts (İKSV) Ort: Arsenale
Der Türkische Pavillon verkündet unmissverständlich den Blick auf die aktuell multiplen Weltkrisen mit dem Titel Hollow and Broken: A State of the World. Gülsün Karamustafa (*1946), in deren Kunst es meist um gesellschaftskritische Sujets wie Migration, Feminismus und Kolonialismus geht, befasst sich im weitläufigen Raum der Sala D’Armis des Arsenals mit den damit verbundenen Phänomenen Politik und Wirtschaft – unter besonderer Berücksichtigung dieses in der venezianischen Handelsgeschichte bedeutenden Ortes, wo einst, wie der Name „Arsenale“ impliziert, auch Waffen hergestellt wurden. Massive Säulen, die im Oeuvre der türkischen Künstlerin in verschiedenen Funktionen – als freistehende skulpturale Objekte, als Ständer für Objekte – variiert wurden, setzen im türkischen Pavillon Akzente. Auch die von der Decke des Saales hängenden glitzernden Lüster, die wie auch die Säulen für Aristokratie stehen, Reichtum und letztlich Macht versinnbildlichen.
Doch in Karamustafas Venedig-Beitrag bestehen die Säulen aus Plastik und in der funkelnden Pracht der Kronleuchter lassen sich Stacheldrähte erkennen, wie sie an den europäischen Grenzen etwa verlaufen – als Markierung von militärisch-politischer Macht, letztlich auch von Unterdrückung. An das historische Hippodrom von Konstantinopel habe sich Gülsün Karamustafa angesichts dieser Räumlichkeit in den Arsenale erinnert gefühlt – einem Schauplatz für prachtvolle Aufzüge, aber auch für heftige Revolten.
Neben den Säulen sind zudem vier Güterloren auf Schienen installiert, auch um auf die zur Endlösung führenden Sonderzüge der deutschen Reichsbahn anzuspielen. Doch sind die Böden der Loren übersäht von Muranoglas-Splittern, was auf…