Friedemann Malsch
Troels Wörsel
Neue Bilder
Galerie Klein, Bonn, 9.1.-28.2.1987
Manche meinen ja, daß Kunstwerke ganz aus sich selbst heraus wirken müssen, sonst wären sie keine Kunst. Alles Wissenswerte sei aus ihnen selbst herauslesbar, Sein und Schein müßten gewissermaßen auf der Leinwand eine Symbiose eingehen unter der kundigen Leitung des künstlerischen Genius. Das ist nicht weit von der Vorstellung entfernt, Kunst habe Läuterungscharakter für die menschliche Seele. Nun, Vertreter dieser Überzeugung müssen vor Wörsels Bildern fast in Verzweiflung geraten oder ihn schlicht für einen Nicht-Künstler halten. Zu langweilig müssen die beiden Serien dieser Ausstellung auf diese Betrachter wirken: zunächst eine Serie von sechs Bildern mit orangem Untergrund, auf den große Rasterpunkte aufgemalt sind. An verschiedenen Stellen ist der Künstler dann mit den Fingern in die noch feuchte Farbe gefahren und hat die Punkte zu informellen Gebilden, zu Wolken, Amöben usw. verwischt.
Die folgende Serie von zehn großformatigen Bildern zeigt zwar wirklich Sujets, doch die geben allein nicht viel her: es handelt sich dabei um Etiketten von Weinflaschen, die Wörsel auf die Leinwand übertragen hat. Zwar unterscheiden sich die Motive auf den Vorbild-Etiketten, zwar hat Wörsel Elemente eines auf dem Kopf stehenden Etiketts immer über das Hauptmotiv gelegt und auch einzelne Details im Bild verändert, um auf die eigene Autorenschaft hinzuweisen; so erscheint z.B. in einem Schriftband mit dem Text »Choisi pour Vous par…« nicht der ursprüngliche Name des Winzers, sondern der des Malers. Doch trotz dieser Eingriffe bleiben es eben Bilder von Weinetiketten, ohne zudem besonders sorgfältig gemalt zu sein. Großzügigkeit im Umgang mit…
